Kolumbien Farc-Guerilla gibt letzte Waffen ab — Konflikt offiziell beendet

Bogotá · Seit 1964 erschütterte der Konflikt Kolumbien, mehr als 220.000 Menschen starben bei Kämpfen zwischen Guerilla, Soldaten und Paramilitärs. Nun sind die letzten Waffen der Farc-Rebellen abtransportiert worden.

 Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos vor einem UN-Container mit Waffen der Farc-Rebellen.

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos vor einem UN-Container mit Waffen der Farc-Rebellen.

Foto: dpa, RM lkn

Er hat bereits den Friedensnobelpreis bekommen, nun kann Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos Vollzug melden: Mit dem Abtransport der letzten beschlagnahmten Waffen hat er den rund 50 Jahren dauernden Konflikt mit der Farc-Guerilla offiziell für beendet erklärt. "Heute haben wir Adiós gesagt zu den Waffen der Farc", betonte Santos. Bei Fonseca, in der Nähe der Karibikküste, verließen die letzten beiden UN-Container mit Waffen und Sprengstoff eines der 26 Camps, wo 6800 Guerilleros sich zur Waffenabgabe gesammelt hatten.

Die Abgabe von rund 8100 Waffen in den Camps war schon seit Wochen beendet. Als komplizierter erwies es sich, die rund 870, im ganzen Land verteilten Waffendepots in früheren Kampfgebieten ausfindig zu machen und dort weitere Waffen, Sprengstoff, Minen und Granaten einzusammeln. Nach UN-Angaben wurden auch 1,3 Millionen Patronen beschlagnahmt. Durch den 1964 begonnenen Konflikt war der Staat in vielen Regionen nicht präsent, dort blühte der Drogenhandel, Schutzgeld wurde erpresst und viele Menschen wurden vertrieben.

Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung

Auf dem Höhepunkt ihrer Macht kontrollierten die Farc gemeinsam mit anderen Rebellengruppen weite Teile Kolumbiens. Nach vierjährigen Friedensverhandlungen in Kuba einigten sich die Guerilla 2016 mit der Regierung auf einen Friedensvertrag. Umstritten ist besonders eine Sonderjustiz mit maximal acht Jahren Freiheits- und Arreststrafen.

Die Ursprünge der Guerilla liegen in der Zeit gewaltsamer Konflikte zwischen konservativen und liberalen Kräften in Kolumbien, als man begann, Bauern im Kampf um Landbesitz zu verteidigen. Später diente die Guerilla der Kommunistischen Partei als militärischer Arm — sie sah sich als Anwalt der Armen und verschrieb sich dem Marxismus.

Durch das Ende des Konflikts gibt es Hoffnungen auf einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, allerdings versuchen bereits andere Banden die Kontrolle gerade über den lukrativen Drogenhandel zu übernehmen. Für seine Bemühungen, diesen ältesten und längsten Konflikt der westlichen Hemisphäre zu beenden, hatte Santos 2016 den Friedensnobelpreis zugesprochen bekommen. Über 220.000 Menschen starben im Zuge des Konflikts zwischen Guerillagruppen, Streitkräften und rechten Milizen — diese wurden schon 2006 offiziell entwaffnet.

Farc will Partei gründen

Der Name Farc steht für Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens). Noch keinen Friedensvertrag gibt es mit der kleineren ELN-Guerilla, die zuletzt stark dezimiert wurde. In diesem Jahr wurden 24 führende ELN-Mitglieder festgenommen.

Die Farc strebt ein politisches Projekt an und will in bis September eine Partei gründen. Im September will Papst Franziskus Kolumbien besuchen, um den historischen Friedensprozess zu würdigen.

(wer/dpa/afp)
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