Konflikt in Kolumbien Farc-Rebellen und Regierung kündigen Friedensvertrag an

Bogotá · Im längsten Konflikt Südamerikas gibt es jetzt die Hoffnung auf dauerhaften Frieden. Die Farc-Guerilla und die Regierung in Bogotá gaben in einer gemeinsamen Erklärung bekannt, dass die letzt Hürde auf dem Weg zu einem Friedensabkommen genommen sei.

 Farc-Rebellen im kolumbianischen Dschungel.

Farc-Rebellen im kolumbianischen Dschungel.

Foto: dpa

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und die Farc-Rebellen haben einen wichtigen Durchbruch bei den Verhandlungen über einen Frieden in ihrem Land verkündet. Gemeinsam erklärten Santos und die Guerillas am Mittwoch in der kubanischen Hauptstadt Havanna, sie hätten auch die letzte Hürde auf dem Weg zu einem Friedensabkommen genommen. Dies sei die Verständigung auf die Entschädigung von Opfern und die Bestrafung von Kriegsteilnehmern für Menschenrechtsverstöße gewesen. Der seit gut einem halben Jahrhundert andauernde Konflikt — der längste in Südamerika — könnte damit schon bald beendet sein.

Rebellen, die ihre Straftaten vor speziellen Friedenstribunalen gestehen, sollen Opfer entschädigen und geloben, nicht wieder zu den Waffen zu greifen. Sie werden bis zu acht Jahre lang Entschädigungsarbeiten leisten und dabei in ihrer Freiheit beschnitten werden. Ins Gefängnis müssen sie aber nicht. Kriegsverbrechen des kolumbianischen Militärs werden ebenfalls von den Tribunalen behandelt. Mitstreiter, die gelogen haben, sollen Haftstrafen in Höhe von bis zu 20 Jahren erhalten.

Eingreifen vom Papst

Die kolumbianischen Friedensverhandlungen finden seit drei Jahren in Havanna statt. Santos war dorthin geflogen, um den Durchbruch an der Seite der langjährigen Erzfeinde bekanntzugeben.

Vor wenigen Tagen hatte sich Papst Franziskus einmal mehr in den Friedensdialog eingeschaltet. Beide Seiten könnten es sich nicht erlauben, die Möglichkeit zu einem Frieden nach Jahrzehnten der Kämpfe verstreichen zu lassen. "Vielleicht können wir die heutigen guten Nachrichten mit dem Appell des Papstes vom Sonntag in Verbindung bringen", erklärte der Sprecher des Vatikan, Federico Lombardi.

Santos lobte die Farc für ihre Zustimmung zu der Einigung. "Wir stehen auf verschiedenen Seiten, aber heute gehen wir in dieselbe Richtung", sagte er. Anschließend schüttelte er unter den Augen des kubanischen Staatschefs Raúl Castro mit ernstem Gesichtsausdruck die Hand des Topkommandeurs Timoleón Jiménez, der unter dem Spitznamen "Timochenko" oder auch als Rodrigo Londoño bekannt ist. Der zeigte sich von dem Erreichten im Anschluss zufrieden: "Es öffnet die Tür zu einer vollständigen Wahrheit."

Volksentscheid angekündigt

Santos zufolge gelobten die Rebellen, innerhalb von 60 Tagen im Rahmen eines definitiven Abkommens abzurüsten. Dieses soll innerhalb der nächsten sechs Monate unterschrieben werden. Die verhandelnden Parteien müssen weiterhin einen Mechanismus finden, wie diese Abrüstung und die Übergabe von Waffen aussehen soll. Auch die Übergabe der Reparationszahlungen an die Opfer ist noch nicht geklärt. Santos hat zudem versprochen, dass er seinem Volk die Möglichkeit geben will, in einem Referendum über einen geschlossenen Deal abzustimmen. Auch der kolumbianische Kongress muss ihn billigen.

US-Außenminister John Kerry gratulierte Santos zu dem Durchbruch. "Der Frieden ist nun für das kolumbianische Volk und Millionen Opfer des Konfliktes noch näher", teilte er mit.

(ap)
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