Luftangriffe auf Aleppo gehen weiter Kein Durchbruch im Ringen um Waffenruhe für Syrien

Lausanne/Beirut · Eine Waffenruhe für Syrien ist auch weiterhin nicht in Sicht. Zähe Verhandlungen der USA, Russlands und mehrerer Staaten der Region endeten am Wochenende ohne Ergebnis.

 Der russische Außenminister Sergey Lawrow (links) und Sein US-Kollege John Kerry.

Der russische Außenminister Sergey Lawrow (links) und Sein US-Kollege John Kerry.

Foto: ap

Die Teilnehmer bekundeten lediglich, sie wollten weiter verhandeln. In Syrien selbst setzten die Regierung und Russland ihre Luftangriffe auf die Rebellengebiete von Aleppo fort, während die Türkei und verbündete Rebellen mit der Eroberung der Stadt Dabik einen weiteren Erfolg gegen die Terrormiliz Islamischer Staat feierten.

US-Außenminister John Kerry sagte nach dem Ende der Gespräche in Lausanne, es gebe neue multilaterale Ansätze, mit denen möglicherweise eine Waffenruhe erreicht werden könnte. Ins Detail ging er nicht. Auch sein russischer Kollege Sergej Lawrow wurde nicht deutlicher: "Heute wurden in diesem Kreis von Ländern einige Ideen diskutiert, die die Situation beeinflussen können", sagte er. An dem Treffen hatten unter anderem auch der Iran als wichtiger Verbündeter der syrischen Regierung und Saudi-Arabien als Unterstützer der Rebellen teilgenommen.

Am Sonntag telefonierte auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mit Kerry, um über das weitere Vorgehen zu beraten, wie es aus dem Auswärtigen Amt hieß. Bereits Anfang der Woche sollen die Gespräche demnach fortgesetzt werden. Konkret solle es vor allem um die Einstellung der Luftangriffe auf Aleppo gehen und den Abzug der extremistischen Dschabhat Fatah al-Scham aus der Stadt.

Die ehemals als Nusra-Front bekannte Gruppe kämpft in Aleppo an der Seite gemäßigter Rebellen. Dieses Bündnis will Russland zerschlagen und fordert, dass sich die USA bei den moderaten Kräften in Aleppo dafür einsetzen. Washington wiederum will, dass zuvor erst die Luftangriffe eingestellt werden. Auch am Wochenende flogen syrische und russische Kampfjets weiter Luftangriffe auf die Rebellengebiete im Osten der Stadt. Westliche Beobachter mutmaßen, dass Russland eine Waffenruhe so lange hinauszögern will, bis Aleppo erobert ist.

60 Kilometer nördlich von Aleppo eroberten von der Türkei unterstützte syrische Rebellen mit der Stadt Dabik eine wichtige Bastion des IS. Ein Kommandeur der Hamsa-Brigade sagte, die IS-Kämpfer hätten nur "minimalen Widerstand" geleistet und seien in ihre letzte große Hochburg Al-Bab geflohen. Diese ist das nächste Ziel der Hamsa-Brigaden, die von türkischen Panzern, Artilleriegeschützen und Kampfjets unterstützt werden.

Dabik hat vor allem symbolischen Wert für die Propaganda des IS. Die Extremisten erklärten, dass nach alten islamischen Prophezeiungen Dabik der Schauplatz einer apokalyptischen Schlacht zwischen dem Christentum und dem Islam sein werde. Der IS benannte auch sein Online-Magazin nach der Stadt. Diese hatte er 2014 eingenommen.

Nachdem die türkischen Streitkräfte und die Rebellen zuletzt aber in Nordsyrien immer weiter vorgerückt waren, spielte der IS die Wichtigkeit von Dabik herunter. Es gebe einen Unterschied zwischen der weniger wichtigen Schlacht um Dabik und dem großen Dabik-Epos, hieß es auf einer weiteren Propaganda-Seite, Nabaa.

(felt/ap)
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