US-Wahlkampf Kann Sarah Palin Donald Trump wirklich helfen?

Washington · Sarah Palin ist zurück auf der großen Bühne, so schrill und populistisch und unterhaltsam, wie man sie kennt.

In einer Scheune in Ames in Iowa, das Lehmfußboden-Ambiente sorgfältig ausgesucht, damit es Volksnähe signalisiert, hat sie Donald Trump in einer Sprache zur Wahl empfohlen, die auf rhetorischen Feinschliff weitgehend verzichtet. Mit ihm, rief sie, bekomme Amerika einen Präsidenten, der IS-Schurken in den Hintern trete, das Land wieder zu alter Größe führen werde und im Übrigen Häuser baue, die den Himmel berührten. "Er kommt aus dem Privatsektor, er ist kein Politiker. Gebt ihr mir ein Halleluja?"

Palin ist die erste prominente Republikanerin, die sich im Wahlkampf hinter Trump stellt. Wie viel Gewicht ihre Empfehlung hat, daran scheiden sich allerdings die Geister. Ist es der Durchbruch, der dem New Yorker Bauunternehmer hilft, bei den Evangelikalen zu punkten, in einem Milieu, mit dem er eher fremdelt?

Im mittelwestlichen Iowa, wo am 1. Februar der Marathon der Vorwahlen beginnt, bilden gottesfürchtige Konservative eine Macht an der republikanischen Basis, deutlich stärker als anderswo. Die Marke Palin wiederum, sie sei unter Evangelikalen "so golden wie die Wasserhähne im Trump Tower", lässt sich Ralph Reed, Sprecher der Faith and Freedom Coalition, eines Dachverbands der religiösen Rechten, in der "New York Times" zitieren. Falls Reed richtig liegt, könnte die 51-Jährige dazu beitragen, dass Trump in Iowa gut aus den Startlöchern kommt, womöglich gleichauf mit dem Pastorensohn Ted Cruz, der sich die besten Chancen ausrechnet. Zur Belohnung, hat sie angedeutet, würde sie in einem Kabinett Trump gern das Energieministerium leiten.

Es gibt aber auch Stimmen, die ihren Einfluss für grotesk überschätzt halten — und das Gerede vom Palin-Stimulus für blanken Unsinn. Zuletzt war es nämlich ziemlich still geworden um die "Hockey-Mama" aus der Kleinstadt Wasilla. Für Fox News, den Haussender der Konservativen, kommentierte sie ab und an das Zeitgeschehen, nur eben längst nicht mehr so häufig wie früher. Der Versuch, einen eigenen Fernsehkanal aufzubauen, scheiterte daran, dass nur wenige bereit waren, pro Monat 9,95 Dollar zu berappen, um ihren Geschichten aus Wasilla zu lauschen.

Das letzte Mal, dass sie richtig im Rampenlicht stand, war vor knapp fünf Jahren gewesen. Da fuhr sie unter dem Motto "We, the people" in einem Bus die Ostküste hinauf, um herauszufinden, wie viele Menschen sie noch in ihren Bann schlagen konnte. Wäre der Andrang groß gewesen, hätte sie wohl fürs Oval Office kandidiert. Da der Test eher enttäuschend ausfiel, verzichtete sie auf eine Bewerbung.

Nun also die Sache mit Trump. Auf den ersten Blick fällt auf, wie sehr die beiden einander ähneln in ihrem Politikstil. Zwei Amateure, die oft herausstreichen, wie resolut sie sich mit dem Establishment anlegen. Damit lässt sich punkten, Amerikaner haben eine Schwäche für Seiteneinsteiger. Schon John McCain versuchte 2008 davon zu profitieren, als er Palin, damals Gouverneurin Alaskas und ansonsten ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft in sein Team holte.

Als sie ihre vermeintliche Russland-Expertise mit dem Satz begründete, man könne Russland schließlich von Alaska aus sehen, brach die Hälfte des Landes in schallendes Gelächter aus. Die andere Hälfte stieß sich eher daran, wie die "abgehobene Elite" über die Amateurin herfiel. Kurz darauf erschien die Tea Party auf der Bildfläche, zur Revolte gegen das Establishment blasend. Es war nur folgerichtig, dass die Rebellen Sarah Palin zu ihrer ungekrönten Königin kürten.

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