Jemen 57 Zivilisten sterben bei Rebellenangriffen in Aden

Aden · Die jemenitische Exil-Regierung hat angeblich die südliche Stadt Aden wieder unter Kontrolle. Nichtsdestotrotz halten die Kämpfe dort an und fordern weiter viele Menschenleben.

Jemen: Aden versinkt in Gewalt und Zerstörung
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Foto: dpa, ya cs

Allein im umkämpften Stadtteil Dar Saad im Norden der Hafenstadt seien bei Raketen- und Mörsergranatenangriffen der Huthi-Rebellen 57 Zivilisten getötet und mehr als 200 weitere verletzt worden, teilte der Chef der örtlichen Gesundheitsdienste, Al-Chadr Laswar, am Sonntag mit.

Zu den 57 zivilen Todesopfern zählten demnach zwölf Kinder. Mehr als 215 Menschen seien verletzt worden, darunter 25 Kinder. Zunächst hatte Laswar von 43 Todesopfern und 112 Verletzten in Dar Saad gesprochen. "Wohngebiete im Viertel Dar Saad zu bombardieren, ist ein selbstmörderischer Akt der Huthis", sagte der Übergangs-Gouverneur von Aden, Najef al-Bakri.

Auch in den Stadtteilen Chor Maksar, Crater und Tawahi lieferten sich die schiitischen Huthi-Rebellen heftige Gefechte mit Soldaten und Milizen, die den nach Saudi-Arabien geflüchteten Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi unterstützen. Hilfe erhielten die Hadi-treuen Truppen aus der Luft von einer von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition.

Am Freitag hatte die Exilregierung Aden für "befreit" erklärt. Doch stellte sich rasch heraus, dass einige Gebiete weiter unter Kontrolle der Huthi-Rebellen stehen. Die Hadi-treuen Truppen setzten am Wochenende ihre Offensive fort. In Al-Ribat am nördlichen Stadtrand von Aden zerstörten sie ein Munitionsdepot, und auch in Tawahi mit seinem Präsidentenpalast waren sie nach eigenen Angaben auf dem Vormarsch.

Eine Vorausdelegation von Hadis Exilregierung unter Leitung der Minister für Inneres und Verkehr waren Freitagabend in Aden eingetroffen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Laut Nachrichtenagentur Sana beriet die Delegation am Samstag mit den örtlichen Behörden über erste Schritte, um das Leben in der Stadt wieder zu normalisieren. Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählten sie demnach, Flughafen und Hafen für internationale Hilfslieferungen wieder zu öffnen sowie die Strom- und Wasserversorgung wiederherzustellen.

Auch hunderte geflüchtete Einwohner kehrten inzwischen wieder zurück. Allerdings fanden viele nach Berichten von Bewohnern ihre Häuser beschädigt oder zerstört vor. "Nichts hat sich geändert, es gibt kein Leben, keine Krankenhäuser, kein Strom, kein Wasser", klagte Moates al-Maisuri, ein Bewohner des Viertels Crater.

Der Jemen wird seit Monaten von schweren Kämpfen erschüttert, bei denen bislang mehr als 3200 Menschen getötet wurden. Während einer einjährigen Offensive gelang es den Huthi-Rebellen mit Unterstützung von Getreuen des früheren Präsidenten Ali Abdallah Saleh, weite Teile des Jemen unter ihre Kontrolle zu bringen, darunter die Hauptstadt Sanaa und die strategisch wichtige Stadt Aden. Dort zwangen sie Präsident Hadi im März endgültig zur Flucht nach Saudi-Arabien.

Seit Ende März unterstützt eine Militärkoalition unter Führung des sunnitischen Königreichs Hadis Truppen mit Luftangriffen. Vor anderthalb Wochen rief die UNO eine humanitäre Feuerpause für den Jemen aus, die aber nie wirklich eingehalten wurde. Huthi-Sprecher Mohammed Abdessalam warf der UNO in einer Erklärung vor, sie sei "bewusst oder unbewusst" verantwortlich für die Fortsetzung des Konflikts, weil sie die Waffenruhe nicht durchgesetzt habe.

(AFP)
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