Gipfel in Japan Warum wir G7 noch brauchen

Meinung | Ise-Shima · Seinen Charakter als Gipfel der größten Industriestaaten der Welt hat G7 längst verloren. Dennoch sind die Treffen auch heute noch sinnvoll. Ein Grund: Nach Putins Rauswurf spricht man wieder auf einer Wellenlänge.

G7-Gipfel 2016 in Ise-Shima: Das sind die Teilnehmer in Japan
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Das sind die Teilnehmer beim G7-Gipfel in Japan

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Mit Ruhm werden sich die G7-Staaten auch in diesem Jahr nicht bei ihrem Treffen nicht bekleckern. In der Frage, wie eine gesundes Wachstum der globalen Wirtschaft abgesichert werden kann, sind sich die Industrienationen uneins. Sie können gerade einmal verhindern, dass sie gegeneinander arbeiten. Bei dem Gipfel wird es auch nicht gelingen, dass die westlich geprägten Industriestaaten, die sich Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Humanität auf die Fahnen schreiben, eine Führungsrolle in der Flüchtlingskrise übernehmen.

Aber sie werden wieder kleine Fortschritte vereinbaren und deren Einhaltung erneut penibel von Wissenschaftlern in Kanada überprüfen lassen. Das ist viel mehr als nichts und rechtfertigt die aufwendige Zusammenkunft der Staats- und Regierungschefs durchaus.

Mit dem Rauswurf des russischem Präsidenten Putin und dem damit verbundenen Wandel von G8 zu G7 hat der Gipfel seinen Charakter verändert. Man spricht wieder auf einer Wellenlänge miteinander. Selbstverständlich können die Länder der G7 die großen Probleme wie Klimawandel und Syrienkrieg nicht alleine lösen. Dafür benötigen sie auch China, Russland und andere. Eben darum ist es genau richtig, dass sich die großen Industrienationen, die für die territoriale Integrität der Nationen und die Einhaltung von Menschenrechten stehen, ihrer Gemeinsamkeiten vergewissern. Je geschlossener und überzeugender die G7 für ihre Werte eintreten, desto höher die Chance, dass mit diesen Maßstäben die internationalen Krisen und Konflikte angegangen werden.

Um wirklich überzeugend als die Botschafter ihrer eigenen Werte aufzutreten, werden die G7 noch eine Schippe drauflegen müssen. So hat Ratspräsident Donald Tusk Recht, wenn er fordert, dass die Nationen, die sich als die moralischen Weltenführer sehen, auch in der Flüchtlingskrise eine Führungsrolle übernehmen müssen. Die Chance, bei diesem Gipfel einen gemeinsamen Fonds aufzulegen oder sich auf Kontingente zu einigen, wird leider verstreichen.

(qua)
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