"Jugend rettet" Italienische Behörden setzen deutsches Rettungsschiff fest

Lampedusa · Ein Schiff der deutschen Nichtregierungsorganisation "Jugend Rettet" ist von italienischen Behörden beschlagnahmt worden. Die Schiffs-Crew hat bisher Hilfseinsätze für Flüchtlinge im Mittelmeer vorgenommen.

 Das Rettungsschiff "Iuventa" der deutschen Hilfsorganisation "Jugend Rettet" liegt im Hafen von Lampedusa (Italien).

Das Rettungsschiff "Iuventa" der deutschen Hilfsorganisation "Jugend Rettet" liegt im Hafen von Lampedusa (Italien).

Foto: dpa, MRL joh pat

Die "Iuventa" sei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft im sizilianischen Trapani wegen des Verdachts der Beihilfe zu illegaler Einwanderung beschlagnahmt worden, teilte die Polizei am Mittwoch mit.

Am Morgen war die "Iuventa" von der italienischen Küstenwache angehalten und mit mehreren Booten zum Hafen Lampedusa vor Sizilien eskortiert worden. Das Schiff ist dort nun festgesetzt.

Italienische Medien sahen dies als Konsequenz der Weigerung des Vereins, einen Verhaltenskodex der italienischen Regierung für Flüchtlingsrettung im Mittelmeer zu unterzeichnen.

"Jugend Rettet" selbst teilte noch am Nachmittag per Twitter mit, sie hätten "keine Information über Ermittlungen gegen uns von offizieller Seite". Der Mannschaft habe man versichert, es handle sich um eine Standardmaßnahme. Zwei syrische Flüchtlinge, die sich an Bord der "Iuventa" befanden, wurden laut Medienberichten in das Aufnahmezentrum der Insel gebracht.

Von der italienischen Küstenwache war bis Mittwochnachmittag keine Auskunft zu dem Vorgang zu erhalten. Die Hafenbehörde in Lampedusa verwies auf Anfrage auf die Zentrale in Rom; dort hieß es, der einzige, der über einen möglichen Verdacht gegen "Jugend Rettet" Auskunft geben könne, sei der Kommandant der Hafenbehörde in Lampedusa, der jedoch offenbar wegen der laufenden Überprüfung nicht zu sprechen sei.

Kommandant Paolo Monaco war am Morgen von italienischen Medien mit der Aussage zitiert worden, es gehe um eine "normale Kontrolle". Man werde die Papiere der Mannschaft kontrollieren. Wenn alles in Ordnung sei, könne das Schiff "schon heute Morgen" wieder ablegen.

Ähnlich sprach "Jugend Rettet" am Vormittag auf Twitter von einer "Standardprozedur", die man schon einige Male erlebt habe. "Wir sind gerade in Gesprächen und warten auch gerade auf Infos", twitterte die Crew. Das Schiff sei nicht beschlagnahmt, die Mannschaft nicht festgenommen worden.

Italiens Regierung hatte Nichtregierungsorganisationen, die sich an der Suche und Bergung von Migranten vor der nordafrikanischen Küste beteiligen, am Montag einen Regelkatalog zur Unterzeichnung vorgelegt. Von acht beteiligten Organisationen willigten zwei in die Verpflichtung ein, eine dritte sicherte eine spätere Unterschrift zu. Für Verweigerer kündigte das Innenministerium "Konsequenzen" an, ohne diese jedoch zu konkretisieren.

"Jugend Rettet" begründete die Nichtunterzeichnung damit, der Verhaltenskodex stelle das Retten von Menschen in Not nicht an erste Stelle. Auch zwängen einige Passagen des Dokuments "unter Umständen zum Bruch von internationalem Seerecht". Andere Paragrafen stünden "in direktem Gegensatz zu den humanitären Prinzipien, auf denen unsere Arbeit beruht", erklärte die Organisation auf Facebook.

(beaw/kna/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort