Lastwagen-Anschlag Israel beschließt neue Sicherheitsmaßnahmen

Jerusalem · Bei einem Lastwagen-Anschlag sind am Sonntag vier Menschen getötet worden. Betonblöcke an gefährdeten Stellen sollen Israelis künftig besser vor Ramm-Attacken schützen.

 Israel verschärft sein Sicherheitskonzept.

Israel verschärft sein Sicherheitskonzept.

Foto: imago stock&people

Israel sieht sich laut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach dem tödlichen Lastwagen-Anschlag in Jerusalem einer neuen Bedrohung ausgesetzt. "Wir sind mit einer neuen Art des Angriffs konfrontiert, der Attacke eines einzelnen Attentäters, der inspiriert wird und sich von einer Sekunde zur anderen entschließt zuzuschlagen", sagte Netanjahu am Montag beim Besuch von Verletzten in einem Krankenhaus in Jerusalem.

Nach seinen Angaben wurde der Täter von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) inspiriert.

Israel will künftig entschlossener gegen Palästinenser vorgehen, die sich wie der Attentäter mit dem Terrornetzwerk IS identifizieren. IS-Anhänger sollen nach einer Entscheidung des Sicherheitskabinetts verstärkt in sogenannte Administrativhaft genommen werden. Diese erlaubt es, Häftlinge für jeweils verlängerbare Zeiträume von sechs Monaten ohne offizielle Anklage festzuhalten. Menschenrechtler haben diese Praxis immer wieder scharf kritisiert.

Netanjahu sagte, zum Schutz vor weiteren Angriffen dieser Art sollten in Jerusalem und an anderen Orten noch mehr Betonblöcke aufgestellt werden. Israelische Geheimdienste arbeiteten außerdem intensiv daran, potenzielle Einzeltäter schon im Voraus zu identifizieren.

Ein Palästinenser hatte am Sonntag seinen Lastwagen gezielt in eine Gruppe von Soldaten gelenkt. Drei Frauen und ein Mann im Alter von 20 bis 22 Jahren wurden getötet und 17 weitere verletzt. Der 28 Jahre alte Attentäter aus Ost-Jerusalem wurde erschossen.

Es war der schwerste Anschlag seit Juni 2016, als zwei Palästinenser in einem Tel Aviver Freizeitpark vier Menschen erschossen hatten.

Der Anschlagsort Armon Hanaziv liegt in dem 1967 von Israel eroberten Teil Jerusalems. Die Palästinenser beanspruchen das Gebiet als Teil einer künftigen Hauptstadt für sich. Israel sieht jedoch ganz Jerusalem als seine "ewige, unteilbare Hauptstadt".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Bundesregierung äußerten sich tief erschüttert über den neuen Terroranschlag. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin: "Wir fühlen uns den Menschen in Israel und dem Staat Israel in diesen Stunden besonders verbunden."

Mit Blick auf den Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin sagte Seibert weiter, auch viele Partner Deutschlands seien vom islamistischen Terror bedroht. Daher sollte man "den Kampf gegen die Mörder und ihre Hintermänner" in weltweiter Solidarität und Gemeinsamkeit führen.

Netanjahu betonte, ein Wachmann und Soldaten hätten während des Anschlags schnell gehandelt und damit eine noch größere Katastrophe verhindert. Auch die Armee hatte Vorwürfe zurückgewiesen, die Mitglieder eines Offizierskurses hätten zögerlich und panisch auf die Attacke reagiert.

Israel will nach dem Anschlag rasch das Haus des Attentäters im Viertel Dschabel Mukaber zerstören. Es liegt in Ost-Jerusalem. Israels Sicherheitskabinett beschloss am Sonntag zudem, seine Leiche nicht an die Familie zu übergeben. Auch ein Antrag auf Familienzusammenführung mit Angehörigen im Gazastreifen solle nicht genehmigt werden, berichtete der Rundfunk am Montag.

Bisher hat die Polizei in Dschabel Mukaber neun Palästinenser festgenommen, unter ihnen fünf Angehörige des Attentäters. Der Polizei-Einsatz in Ost-Jerusalem sei über Nacht fortgesetzt worden, teilte die Sprecherin mit.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas drohte am Montag Israel mit neuen Anschlägen. Palästinenser würden weiter Angriffe gegen Israel begehen, bis sie das Ziel der Befreiung erreicht hätten, sagte das führende Hamas-Mitglied Muschir al-Masri am Montag in Gaza.

(klik/dpa)
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