Islamistische Terrorgruppe im Irak Wie die Isis zu ihrem Reichtum kam

Bagdad · In wenigen Tagen haben die Kämpfer der islamistischen Terrorgruppe Isis weite Teile des Iraks erobert und dabei ein großes Vermögen angehäuft – insbesondere durch ihren Beutezug in der Zentralbank von Mossul. Doch bereits vor ihrer Offensive verfügten die Dschihadisten über eine Menge Kapital, auch aufgrund ausländischer Unterstützer.

Chronologie des Aufstiegs des IS im Irak
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Foto: afp, FC

Als die Islamisten die Stadt Mossul im Irak einnahmen, eroberten sie auch die Zentralbank der Stadt. Und mit ihr umgerechnet 318 Millionen Euro. Hinzu kommt militärisches Gerät. Damit wäre die Isis nun die reichste Terrororganisation der Welt. Zum Vergleich: Experten schätzen das Vermögen von Al Qaida auf 50 bis 280 Millionen Euro, das der Al-Shabab-Miliz in Somalia auf 50 bis 70 Millionen Euro. Doch nicht nur durch die eroberten Banken häuften die Dschihadisten ein Vermögen an.

Wie der britische "Telegraph" berichtet, sind irakischen Kräften mehr als 160 Computer-Sticks in die Hände gefallen, aus denen nicht nur Namen der Isis-Mitglieder hervorgehen, sondern auch einiges über die Struktur der Terrororganisation und ihrer finanziellen Mittel. Diese Sticks befinden sich jetzt in den Händen der US- und britischen Geheimdienste. So haben die Kämpfer durch ihre Eroberungen auch wichtige archäologische Städten eingenommen und wertvolle historische Schätze geraubt. So brachte etwa ein 8000 Jahre alter Fund in Al Nabuk 36 Millionen Dollar, wie ein Geheimdienstmitarbeiter der Zeitung sagte.

Syrien und die Ölfelder

Seit dem vergangenen Jahr ist zudem bekannt, dass die Isis große Einnahmen durch Ölfelder im Osten Syriens hat, welche sie Ende 2012 unter Kontrolle bekamen und einige an das syrische Regime zurückverkauft haben sollen. Auch sollen sie Öl der Raffinerien, die sie noch besitzen, ebenfalls an das syrische Regime verkaufen.

"Das Öl ist eine enorme Quelle für die Isis", sagte Guido Steinberg, Nahostexperte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, dem "Handelsblatt". Schätzungen zufolge belaufe sich die Ölförderungen zugunsten von Isis und anderen Gruppierungen in Syrien auf 20.000 bis 60.000 Barrel am Tag. Auch wenn es schwierig sein dürfte, das Öl an die Märkte zu bringen, so sagt Steinberg: "Unter Preis lässt sich Öl immer verkaufen."

Zudem verlangt die Terrororganisation in den von ihnen eroberten Gebieten Schutzgelder. Das betreffe kleine und große Unternehmen, Bau-Firmen und Gerüchten zufolge auch Vertreter der lokalen Regierungen, wie Charles Lister vom Brooking Doha Center der Deutschen Welle. "Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass sie in den Regionen, die sie unter Kontrolle hat, Steuern erhebe. Ein Beispiel dafür sei die Stadt Raqqa im Nordosten Syriens.

Private Financiers aus dem Ausland

Hinzu kommt Geld von ausländischen Unterstützern. Dabei geht kaum ein Experte davon aus, dass die Terrororganisation von einem Staat unterstützt wird, vielmehr sind es private Sympathisanten. So sagte Experte Steinberg dem "Handelsblatt", dass in den Golfstaaten ein Lernprozess stattgefunden habe und die Gesetze für die Unterstützung von Terrorgruppen verschärft worden seien.

Dennoch: Günter Meyer von der Universität Mainz sagte der Deutschen Welle: "Die wichtigste Quelle der Isis bezüglich ihrer Finanzierung liegt in den Golf-Staaten, insbesondere Saudi-Arabien, aber auch Katar, Kuwait und in den Vereinigten Arabischen Emiraten."

"Dort haben wir es zunehmend mit Überzeugungstätern zu tun und weniger mit wirtschaftlichen Interessen", so Steinberg im "Handelsblatt". Vor allem salafistische Prediger, die für die Islamisten Gelder einsammeln, steckten dahinter.

Die Finanzierung ihres Eroberungszuges hat die Isis also in jeglicher Hinsicht gesichert. Und je länger dieser dauert, umso mehr archäologische Schätze oder Banken werden ihnen noch in die Hände fallen.

(das)
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