Nach Parlamentswahl Irak vor schwieriger Regierungsbildung

Bagdad/Washington (RPO). Der Irak steht nach der von tödlichen Anschlägen überschatteten Parlamentswahl offenbar vor einer langwierigen Regierungsbildung. Angesichts der Zersplitterung der politischen Landschaft könnten sich die Verhandlungen nach Einschätzung von Beobachtern Monate hinziehen. Die Beteiligung an der Abstimmung lag mit 62 Prozent deutlich unter der von 2005, wie die Wahlkommission am Montag mitteilte.

Iraker wählen unter Lebensgefahr
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Bei der letzten Parlamentswahl hatten 76 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Trotz der Anschläge mit 36 Toten war die Beteiligung am Sonntag aber höher als bei der Regionalwahl im vergangenen Jahr.

Für einige Provinzen und Bezirke der Hauptstadt Bagdad werden der Wahlkommission zufolge am Dienstag erste Zahlen veröffentlicht. Das offizielle Ergebnis wird aber erst in einigen Tagen vorliegen, vermutlich am Donnerstag. Es wird erwartet, dass die Abstände zwischen den Wahlbündnissen im 325-köpfigen Parlament knapp ausfallen.

Erste Teilergebnisse deuten darauf hin, dass das Bündnis des amtierenden Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki gut abgeschnitten haben könnte. Ein Vertreter der Rechtsstaat-Allianz, Abbas al Bajati, sagte, die Liste habe in Bagdad und im schiitisch geprägten Süden des Landes gute Ergebnisse erzielt. Der Regierungschef trat mit seiner Dawa-Partei für einen Mittelweg zwischen säkularer und religiös beeinflusster Politik an.

Machtkampf zwischen Schiiten und Sunniten

Bedrängt werden dürfte Al-Maliki von der Irakischen Nationalallianz (INA), die als Iran-freundlich gilt. Sie wird angeführt vom Oberstem Obersten Islamischen Rat Iraks (SIIC), der auch von dem antiamerikanischen Geistlichen Muktada al Sadr unterstützt wird. Auf der anderen Seite steht das Irakija-Bündnis unter Führung des ehemaligen Ministerpräsidenten Ajad Allawi, eines Schiiten, und des sunnitischen Politikers Saleh al Mutlak.

US-Präsident Barack Obama würdigte die Wahl als "bedeutenden Meilenstein" in der Geschichte des Landes. Er lobte außerdem den Mut der irakischen Wähler und die Regierung Al-Malikis sowie die irakischen Sicherheitskräfte, die ein noch schlimmeres Blutvergießen verhindert hätten. Die USA wollen bis 31. August alle Kampftruppen und bis Ende 2011 sämtliche Soldaten aus dem Irak abziehen.

(apd/felt)
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