Einnahme der Al-Nuri-Moschee Irak erklärt IS-Kalifat für beendet

Mossul · Die irakische Armee hat die symbolträchtige Al-Nuri-Moschee in Mossul erobert. Iraks Regierungschef Haidar al-Abadi erklärte daraufhin das vom IS ausgerufene "Kalifat" für beendet.

 Soldaten der irakischen Armee vor Mossul (Archiv).

Soldaten der irakischen Armee vor Mossul (Archiv).

Foto: dpa, FD lof

"Wir erleben das Ende des falschen Staats von Daesch (IS)", erklärte Haidar al-Abadi am Donnerstag. Die IS-Miliz hatte vor drei Jahren ein "Kalifat" in Teilen Syriens und des Iraks ausgerufen, kurz darauf war ihr Anführer in der Al-Nuri-Moschee erstmals öffentlich aufgetreten.

Die irakische Armee erklärte, die Anti-Terror-Kräfte hätten die Moschee und das Minarett al-Hadba unter ihre Kontrolle gebracht. Die Dschihadisten hatten das berühmte schiefe Minarett vergangene Woche gesprengt — offenbar um zu verhindern, dass die Armee darauf ihre Flagge hisst. Das Militär wertete dies als Eingeständnis der Niederlage der IS-Miliz.

Verlust von Gebieten und Einnahmen

Die Al-Nuri-Moschee ist von hoher symbolischer Bedeutung, da der IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi dort im Juli 2014 kurz nach der Eroberung von Mossul die Einwohner in einer Predigt aufgerufen hatte, ihm Gehorsam zu leisten. Die Rückeroberung der Moschee erfolgte auf den Tag genau drei Jahre, nachdem die IS-Miliz ein "Kalifat" in Teilen des Iraks und Syriens ausgerufen hatte.

Die Extremistengruppe hatte zuvor in einer Blitzoffensive riesige Gebiete in ihre Gewalt gebracht. Wie die Londoner Analysefirma IHS Markit am Donnerstag erklärte, verlor sie inzwischen aber 60 Prozent ihres Gebiets und 80 Prozents ihrer Einnahmen. So sei ihr Gebiet von 90.000 Quadratkilometern im Januar 2015 auf heute 36.200 Quadratkilometer zurückgegangen.

"Drei Jahre nach seiner Ausrufung ist es klar, dass das Regierungsprojekt des Kalifats gescheitert ist", sagte der Nahostexperte Columb Strack von IHS Markit. Die Reste des "Kalifats" dürften sich bis zum Endes Jahres auflösen, und 2018 dürfte die IS-Miliz auch die letzten isolierten städtischen Gebiete unter seiner Kontrolle verlieren, sagte er.

Laut IHS Markit verlor die IS-Miliz mit der Kontrolle über die Gebiete auch den Großteil ihrer Einnahmen aus Ölverkäufen, Steuererhebungen, Enteignungen und anderen illegalen Tätigkeiten. So seien ihre monatlichen Einnahmen von 81 Millionen Dollar im zweiten Quartal 2015 auf 16 Millionen Dollar im zweiten Quartal 2017 zurückgegangen, erklärte die Firma.

In Mossul auf dem Rückzug

Ein Sprecher der US-geführten internationalen Koalition sagte, die vollständige Rückeroberung Mossuls stehe kurz bevor. "Es ist eher eine Frage von Tagen als von Wochen", sagte Ryan Dillon. Die IS-Miliz kontrolliert in Mossul nur noch Teile der Altstadt.

Auch in ihrer syrischen Hochburg Raka stehen die Dschihadisten massiv unter Druck. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, schnitten die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) am Donnerstag die letzte Fluchtroute für die IS-Kämpfer aus der belagerten Stadt ab.

Laut der oppositionsnahen Organisation in Großbritannien nahmen die kurdisch-arabischen Einheiten zwei Dörfer auf dem Südufer des Euphrat ein, der durch Raka fließt. Damit seien die Dschihadisten komplett eingeschlossen. Die SDF-Kämpfer rücken seit Tagen immer weiter auf das Zentrum von Raka vor, das den Dschihadisten lange als informelle Hauptstadt diente.

(wer/ap/AFP/dpa)
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