"Milan"-Raketen für die Peschmerga Deutsche Waffen wirken im Kampf gegen den IS

Berlin · Die Peschmerga haben mit "Milan"-Raketen im Irak schon Hunderte gepanzerte Fahrzeuge der Islamisten ausgeschaltet.

IS: Peschmerga rücken in Tal Hamis ein
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Kampf gegen IS: Peschmerga rücken in Tal Hamis ein

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Foto: afp, EIS

Sowohl die Luftangriffe der US-geführten Allianz gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) als auch die deutsche Waffen- und Ausbildungshilfe für die kurdischen Peschmerga zeigen Wirkung: Das Territorium des "Kalifats" ist allein im Irak um 25 bis 30 Prozent kleiner geworden. "Mit den "Milan"-Raketen aus Deutschland haben die Peschmerga bereits Hunderte von gepanzerten Humvees ausgeschaltet, erfuhr unsere Zeitung aus Sicherheitskreisen. Die Geländewagen hatten die IS-Terroristen für ihre massiven Geländegewinne und für Übergriffe auf Kurdengebiete genutzt.

Über Gebiete im Gesamtumfang von 13.000 bis 17.000 Quadratkilometern (etwa so groß wie Thüringen) im Norden und im Zentrum des Irak haben die IS-Kämpfer nach jüngsten Angaben des US-Verteidigungsministeriums die Kontrolle verloren. Neben 1879 Luftangriffen auf Stellungen und Aufmärsche der Islamisten hätten auch Bodenoffensiven der irakischen Streitkräfte zu diesem "Effekt auf den Feind" beigetragen, erläuterte das Pentagon.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hatte zuvor bestätigt, dass der IS derzeit praktisch keine Ölfelder mehr kontrolliert. Er könne somit kaum noch Öl verkaufen und habe sogar schon Mühe, die Eigenversorgung in seinem "Kalifat" aufrechtzuerhalten. Ende März hatte die irakische Armee auch die neun Monate lang vom IS gehaltene Stadt Tikrit 160 Kilometer nördlich von Bagdad zurückerobert.

Die Medienberichte aus den nachfolgenden Tagen belegten jedoch, warum sich der Irak so unendlich schwer tut, den IS-Terror auszuschalten. Damit die regulären irakischen Streitkräfte die Oberhand gegen die Dschihadisten gewinnen konnten, hatten sie sich mit schiitischen Milizen verstärkt, und die verhielten sich nach der Wiedereinnahme der Stadt offenkundig ähnlich wie zuvor die IS-Kämpfer, die in eroberten Gebieten Massaker an der Bevölkerung verübten.

Isis/IS - Islamischer Staat im Irak und Syrien
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Isis/IS - Islamischer Staat im Irak und Syrien

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Foto: dpa, sdt moa

Mit Rachefeldzügen grausamster Art lässt sich die sunnitische Bevölkerung in den vom IS gehaltenen Regionen sicherlich nicht zurückgewinnen, zumal die Terrormiliz die Dorfältesten in den von ihr eroberten Gebieten geschickt in die "Kalifat"-Strukturen einbaute.

Die mehrheitlich aus Schiiten bestehende irakische Armee hat zudem Probleme, eine besondere Motivation für den Kampf in entlegenen Territorien zu entwickeln, wenn es darum geht, das eigene Leben zu riskieren, damit Sunniten vom sunnitischen "Islamischen Staat" befreit werden können.

Auch die in ihren eigenen Siedlungsgebieten im Kampf gegen den IS erfolgreichen Kurden haben genug damit zu tun, ihre rund 1000 Kilometer lange Grenze abzusichern. Sie wollen ihr eigenes autonomes Gebiet konsolidieren und haben daher kein Interesse daran, in Bereiche vorzurücken, die am Ende doch wieder ihrer Besiedlung und Verwaltung entzogen werden. Die nun von den USA systematisch betriebene Schulung und Ausrüstung der irakischen Armee taugt ebenfalls nicht für schnelle Erfolge. Und so stellen sich die Sicherheitsexperten darauf ein, dass sich der Kampf gegen den IS noch lange hinzieht. Die Bundesregierung hat soeben entschieden, den Peschmerga weitere 500 "Milan"-Raketen zu liefern.

Noch komplizierter sind die Verhältnisse im Nachbarland Syrien: Anfangs gehörten die Sympathien dem Widerstand gegen das Assad-Regime. Dem wiederum schien das Erstarken des IS sogar ins Konzept zu passen, um deutlich zu machen, wie fragwürdig gerade die islamistischen Kämpfer im Bürgerkrieg sind. Nun ergibt sich vereinzelt sogar schon ein faktisches Zusammenspiel aus Luftangriffen der US-geführten Allianz und Bodenoffensiven der syrischen Streitkräfte gegen Stellungen des IS.

Nennenswerte Erfolge sind aus Syrien kaum zu vermelden - von der Rückeroberung von besetzten Teilen der syrisch-türkischen Grenzstadt Kobane durch kurdische Kämpfer abgesehen. Von ihr sind jedoch kaum mehr als Trümmer übrig geblieben. Anders als im Irak hat der IS in Syrien kaum Territorien verloren, obwohl die Allianz auch hier zu 1365 Luftangriffen startete.

(may-)
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