Ausländische IS-Anhängerinnen In Mossul festgenommene Frauen — eine soll aus NRW kommen

Mossul · Das Auswärtige Amt hat bestätigt, dass sich vier deutsche Frauen unter den im irakischen Mossul festgenommenen IS-Anhängerinnen befinden. Laut einem Medienbericht handelt es sich neben einer 16-Jährigen aus Sachsen um eine Frau aus NRW und zwei aus Baden-Württemberg.

 Ein Blick auf das zerstörte Mossul.

Ein Blick auf das zerstörte Mossul.

Foto: dpa, FD hjb jai

Neben der mutmaßlichen Dschihadistin Linda (16) aus Sachsen kommen die drei anderen im Irak festgenommenen deutschen Frauen nach einem Bericht der "Welt" aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Unter Berufung auf Sicherheitskreise schreibt die Zeitung, es handele sich um eine gebürtige Marokkanerin und ihre erwachsene Tochter aus Mannheim sowie eine Frau, die in der russischen Teilrepublik Tschetschenien geboren wurde und zuletzt in Detmold gemeldet gewesen sei.

Alle vier Frauen, die Mitte Juli von irakischen Streitkräften bei der Befreiung Mossuls von der Terrormiliz Islamischer Staat festgenommen wurden, besitzen nach offiziellen Angaben die deutsche Staatsbürgerschaft.

Die mutmaßlichen IS-Anhängerinnen befänden sich in Bagdad in Haft. Deutsche Behörden bemühten sich, die Frauen nach Deutschland zurückzuholen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wurde alle vier Frauen inzwischen von Mitarbeitern der deutschen Botschaft im Gefängnis besucht. Gegen die vier ermittelt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe nach Angaben eines Sprechers wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrororganisation Islamischer Staat (IS).

Die Schülerin Linda aus Pulsnitz in Sachsen war nach bisherigen Erkenntnissen am 1. Juli vergangenen Jahres aus ihrem Heimatort Richtung Türkei verschwunden. Sie hatte zuvor im Internet Kontakt zu Islamisten aufgenommen und sich zunehmend radikalisiert. Einem Journalisten sagte sie nach ihrer Festnahme, sie bereue, sich dem IS angeschlossen zu haben.

Zur Frage einer möglichen Auslieferung der Inhaftierten nach Deutschland sagte eine Sprecherin des Justizministeriums am Montag, mit den irakischen Behörden werde "über Möglichkeiten der Zusammenarbeit" gesprochen. Ein Auslieferungsabkommen mit dem Irak gebe es aber nicht.

In den vergangenen Jahren waren mehr als 930 Islamisten aus Deutschland Richtung Syrien und Irak ausgereist, um sich dort dem IS anzuschließen. 20 Prozent der bislang Ausgereisten waren nach Angaben des Verfassungsschutzes Frauen, fünf Prozent Minderjährige. Von den Unter-18-Jährigen war die Hälfte weiblich.

Inzwischen sind von den ausgereisten Islamisten 145 tot — sie starben etwa bei Kämpfen oder sprengten sich bei Attentaten in die Luft.

(beaw/dpa)
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