Türkei 390 PKK-Kämpfer sterben durch Luftangriffe

Ankara · Die militärischen Auseinanderstzungen zwischen dem türkischen Staat und den Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) reißen nicht ab. Bei türkischen Luftangriffen auf PKK-Stellungen wurden nach amtlichen türkischen Angaben bisher 390 PKK-Kämpfer getötet.

PKK-Chef sendet Nachricht an seine Anhänger in Diyarbakir
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2015: Botschaft vom PKK-Chef an seine Anhänger in Diyarbakir

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Foto: dpa, tb ase

Die PKK tötete am Wochenende laut Medienberichten erneut einen türkischen Polizisten. Der kurdische Oppositionspolitiker Selahattin Demirtas forderte ein Ende der Gewalt, in Deutschland demonstrierten Tausende gegen die türkischen Luftangriffe.

Ankara geht seit mehr als zwei Wochen mit seiner Luftwaffe gegen Stellungen der kurdischen Rebellen vor allem im Nordirak vor. Unter den insgesamt 390 kurdischen Todesopfern seien mindestens vier Anführer der PKK sowie 30 weibliche Kämpfer, meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag. 400 weitere PKK-Kämpfer seien verletzt worden, 150 davon schwer.

Die PKK wiederum griff in der Nacht zum Sonntag erneut die Polizei im Südosten der Türkei an. Bei der Attacke in Midyat in der Provinz Mardin wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur Dogan ein Polizist getötet und ein weiterer verletzt.

Demirtas, der Ko-Chef der kurdischen Oppositionspartei HDP, rief beide Seiten am Samstag erneut zu einem Ende der Gewalt und zu einer Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen auf. In der Stadt Van in der Osttürkei sagte er vor Journalisten: "Die PKK muss sofort den Finger vom Abzug nehmen und erklären, dass sie den Waffenstillstand respektiert." Die Regierung wiederum müsse ihre militärischen Einsätze beenden und sich zum Dialog bereit erklären.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu reagierte positiv auf die Äußerungen von Demirtas: "Der Appell kommt spät, aber er ist zweckmäßig." Er forderte zugleich, dass die PKK die Türkei "verlassen" müsse, damit die Militärangriffe gestoppt würden.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnte davor, den Friedensprozess in der Türkei "gegen die Wand" zu fahren. "Nur auf dem Verhandlungsweg kann ein Rückfall in die gewaltsamen Auseinandersetzungen der 90er Jahre verhindert werden", sagte er der "Rheinischen Post" vom Samstag. Dies hätte sonst "unabsehbare Folgen für die ganze Region". Er fügte hinzu: "Die türkische Führung hat uns und den europäischen Partnern zugesichert, dass sie am Friedensprozess festhalten will." Ankara verlange aber, dass die PKK ihre Angriffe einstelle.

In Köln protestierten am Samstag mehrere tausend Menschen friedlich gegen die türkischen Luftangriffe auf die PKK. Die Polizei zählte etwa 6000 Teilnehmer, die Veranstalter hingegen 15.000. Kleinere Proteste gab es in Brüssel.

Die PKK und die Türkei hatten ihren 2013 geschlossenen Waffenstillstand aufgekündigt, nachdem bei einem Selbstmordanschlag auf ein prokurdisches Treffen im türkischen Suruc vor drei Wochen 32 Menschen ums Leben gekommen waren. Ankara machte die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) für den Anschlag verantwortlich. Viele Kurden werfen aber der türkischen Regierung vor, den IS zu dulden oder sogar zu unterstützen.

Die Türkei hatte danach einen "Krieg gegen den Terrorismus" ausgerufen, der sich gleichzeitig gegen den IS und die PKK richten sollte. Bisher wurden jedoch nur drei Angriffe gegen den IS in Syrien bekannt gegeben, während dutzende Angriffe auf PKK-Stellungen geflogen wurden.

cp/gt

AFP

(AFP)
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