Merkel bekommt Regierungs-iPad Hollywood-Stars lassen die Kanzlerin sitzen

Los Angeles (RPO). Exklusives Gastgeschenk für die Kanzlerin: Während Apple die internationale Auslieferung des iPad wegen großer Nachfrage verschieben muss, sichert sich Kanzlerin Merkel ihr persönliches Exemplar. Gouverneur Arnold Schwarzenegger übergab dem Gast einen der begehrten Touchscreen-Computer. Dafür zeigte die Hollywood-Elite wenig Interesse an der Kanzlerin. Die Film-Stars ließen Merkel sitzen. Konkrete politische Projekte brachte der Gastbesuch nicht.

Merkel und Schwarzenegger gehen über die Cebit
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Das SMS-Schreiben hat Kanzlerin Angela Merkel bekanntlich perfektioniert. Kaum ein Politiker tippe schneller, kolportieren Berliner Regierungsmitglieder. Nun kann sich Merkel in die Feinheiten des neuen Apple-Computers iPad einarbeiten. Kaliforniens Gouverneur Schwarzenegger überreichte Merkel während ihrer Kalifornien-Reise ein Modell.

Das rund 500 Dollar teure Gerät werde sie selbstverständlich "korrekt im Kanzleramt registrieren" lassen, versicherte die Kanzlerin. Ein Regierungs-iPad sozusagen.

Promi-Plätze bleiben leer

Doch dürfte das nicht der Zweck von Merkels Abstecher gewesen sein. Die Kanzlerin will den Pazifik-Sonnenstaat, immerhin achtgrößte Volkswirtschaft der Welt, als Wirtschaftspartner stärker in den Fokus rücken. Sie will politische Beziehungen wie zu einem gewöhnlichen Staat. Von der High-Tech- und Forschungslandschaft, dem Boom bei Öko-Energien, aber auch der Filmwirtschaft könne man profitieren, lautet die Losung.

Letzteres scheint indes nicht so leicht zu sein, wie es sich die Planer im Kanzleramt ausgedacht hatten. Das vorab über die "Bild"-Zeitung verbreitete Treffen mit prominenten Hollywood-Stars fiel aus. Bürgermeister Antonio Villaraigosa hatte zu Ehren Merkels ein Mittagessen im Getty Center in den Hügeln Malibus ausrichten lassen und mit Hilfe des Schweizer Produzenten und Oscar-Preisträgers Arthur Cohn Stars wie Bruce Willis, Geena Davis und Nicole Kidman eingeladen. Auf Wunsch der Kanzlerin.

Doch das war wohl etwas übermütig. Die Plätze mit den sorgsam bedruckten Namensschildern blieben leer. Die Stars blieben auch ohne Absage fern. Mitarbeiter des Bundespresseamts füllten die Reihen. Dem außenpolitischen Berater der Kanzlerin, Christoph Heusgen, tat es besonders leid. Er sollte neben Nicole Kidman speisen.

Dafür waren einige deutsche Film- und Medienschaffende gekommen. Regisseur Uli Edel ("Baader-Meinhof-Komplex") und Schauspielerin Désirée Nosbusch etwa, und Top-Model Heidi Klum, die gerade in Los Angeles eine Folge ihrer TV-Show "Germanys Next Top Model" abdreht. Für das Model aus Bergisch Gladbach interessierte sich Merkel besonders.

Klums Ehemann Seal, den Merkel zuerst entdeckt hatte, begrüßte sie etwas unhöflich mit den Worten: "Ist ihre Frau auch da?" Fortan plauderte die Kanzlerin mit der vierfachen Mutter über deren heranwachsende Kinder und die Vorteile einer zweisprachigen Erziehung. Heidi Klum lobte sodann: "Ich finde die Kanzlerin toll."

Einen tieferen politischen Sinn hatte das Mittagessen nicht. "Ist gerade etwa Wahlkampf?", fragte ein US-Filmstudent, ohne von dem Bundesland Nordrhein-Westfalen je ein Wort gehört zu haben. Sonderbar auch das Auftreten des israelisch-amerikanischen Multi-Millionärs und Ex-Pro-Sieben-Eigners Haim Saban, der bei Heilbutt aus Alaska und Wein aus dem Napa Valley von Milliardendeals prahlte.

TV-Moderator Thomas Gottschalk, wohnhaft nur einen Steinwurf vom Geschehen entfernt, zeigte sich verärgert über die leeren Stühle. "Ich durfte meine Frau nicht mitbringen", so Gottschalk. "Aber die wäre wenigstens gekommen." Nach etwas mehr als einer Stunde, einige Gäste hatten gerade den Dessert gereicht bekommen, verließ Merkel die Gesellschaft und eilte zum nächsten Fototermin.

In den Warner Brothers Filmstudios ließ sie sich von Studioboss Barry Meyer Oscar-Statuen zeigen ("Bitte nicht berühren"), schaute beim Live-Dreh der US-Serie "Mentalist" zu und plauderte mit Hauptdarsteller Simon Baker. Die Serie kennt Merkel nicht.

So war der Abstecher nach Los Angeles zuvorderst eine Wohlfühl-Reise mit bunten Bildern und schönen Gesten. Konkrete Kooperationen wurden nicht unterzeichnet. Für Merkels richtiges Anliegen, den Wirtschaftsstandort Kalifornien als Partner für die deutsche Wirtschaft zu gewinnen, kann der Kurztrip in die Sonne daher nur als erster Schritt dienen.

(RP)
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