Hilfe im Bürgerkrieg Schweiz eröffnet humanitäres Büro in Syrien

Genf · Die Schweiz will im Bürgerkriegsland Syrien wieder eigene Hilfsprojekte umsetzen. Dafür hat das Land nun ein Büro in Damaskus eröffnet. Es ist dort das erste derartige Büro eines westlichen Staates seit 2011.

Bombenangriffe in Syrien gehen weiter
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Foto: afp

Berns Delegierter für humanitäre Hilfe, Manuel Bessler, sagte am Donnerstag im schweizerischen Radio SRF: "Jetzt haben wir endlich Augen und Ohren in Damaskus." Bei dem seit einigen Wochen bestehenden Büro handle es sich allerdings nicht um eine politische oder diplomatische Vertretung der Schweiz.

Die Schweiz will damit wieder eigene Hilfsprojekte in Syrien umsetzen, wie die Regierung mitteilte. Die humanitäre Lage bleibe "alarmierend", und Unterstützung seitens der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der Schweiz, werde dringender benötigt denn je, hieß es.

Seit die Schweiz im Jahr 2012 ihre Botschaft in Syrien schloss, wickelte sie ihre humanitäre Hilfe über die diplomatischen Vertretungen in den Nachbarländern Jordanien, Libanon und Türkei ab.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnte unterdessen vor einer katastrophalen Versorgungslage der Zivilbevölkerung in weiten Teilen Syriens. Kurz vor Weihnachten spiele sich "vor allem in dem belagerten Gebiet Ost-Ghuta östlich von Damaskus eine humanitäre Katastrophe ab", sagte der Geschäftsführer der Organisation, Florian Westphal,der "Heilbronner Stimme".

Nach der jüngsten Welle von Luftangriffen hätte hunderte Verletzte in den wenigen verbliebenen Kliniken "nur notdürftig versorgt" werden können. Fast alle Notkliniken hätten schließen müssen. Die Gesundheitsversorgung sei "nahezu zusammengebrochen", Mediziner vor Ort berichteten ständig über zivile Opfern und über Kinder mit schwerer Mangelernährung.

Auch in anderen nicht zugänglichen Gebieten herrsche ein massiver Mangel. Im Flüchtlingslager Berm bei Rukban in der Wüste zwischen Jordanien und Syrien harrten etwa zehntausende Vertriebene aus, vor allem Frauen und Kinder. Der Zugang zu diesen Menschen sei kaum möglich.

Selbst in den weit vom Kampfgeschehen entfernten Gebieten drohen Zivilisten Westphal zufolge "große Gefahren". Diese gingen vor allem von Minen, nicht explodierten Bomben und gezielt gelegten Sprengfallen aus. Aber auch die prekären Lebensbedingungen in den Lagern sowie die unzureichende medizinische und humanitäre Versorgung seien ein Gefahrenpotenzial.

Die Forderung, Flüchtlinge nach Syrien zurückzuschicken, bezeichnete Westphal angesichts der Sicherheitslage und einer möglichen Verfolgung durch Kriegsparteien als unverantwortlich. Derzeit dürften "Menschen nicht gegen ihren Willen zur Rückkehr nach Syrien gezwungen" werden.

Zwei von Ärzte ohne Grenzen am Donnerstag veröffentlichte Studien ergaben, dass die Gesundheitsversorgung in der südlichen Provinz Daraa dringend verbessert werden müsse. Gefährliche Versorgungslücken bestehen demnach insbesondere für Frauen und Kinder.

(rent/AFP)
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