Karibischer Krisenstaat Präsidenten- und Parlamentswahl in Haiti verläuft friedlich

Port-au-Prince · Im karibischen Krisenstaat Haiti gingen bei der Präsidenten- und Parlamentswahl die Menschen überwiegend friedlich zu den Urnen - die befürchteten Krawalle blieben zunächst aus. Allerdings könnte es in den nächsten Wochen unruhig werden, denn die Menschen warten gespannt auf die Wahlergebnisse.

 Ein Mann hält in Haiti einen Wahlzettel hoch. Der Urnengang ist weitgehend friedlich verlaufen.

Ein Mann hält in Haiti einen Wahlzettel hoch. Der Urnengang ist weitgehend friedlich verlaufen.

Foto: ap

Die landesweite Abstimmung, bei der auch über ein neues Parlament und zwei Drittel des Senats entschieden wurde, verlief am Sonntag vergleichsweise ruhig - noch ist aber völlig unklar, wer nächster Staatschef in dem bitterarmen Karibikstaat Haiti wird.

Entscheidend wird nun sein, ob die mehr als 50 Kandidaten den Wahlausgang respektieren. Dieser könnte erst in Wochen bekanntwerden. Als Vorsichtsmaßnahme vor möglichen Ausschreitungen sollten am Montag die Schulen geschlossen bleiben. Der Nachfolger des Musiker Michel Martelly im Präsidentenamt wird voraussichtlich erst in einer Stichwahl Ende Dezember bestimmt.

Beobachter freuten sich am Sonntag über den Wahlablauf. Rund 5,8 Millionen der etwa 10 Millionen Haitianer waren zu Urnen gerufen. Es habe eine größere Wahlbeteiligung als bei dem ersten Durchgang der Parlamentswahl gegeben, schätzte die Chefin der EU-Beobachtermission, Elena Valenciano - am 9. August waren laut offiziellen Angaben nur rund 18 Prozent der Wahlberechtigten wählen gegangen.

Die Abstimmung wurde damals von Gewalt überschattet. Am Sonntag war die Sicherheitslage besser. "Es gab nur vereinzelt Zwischenfälle", erklärte EU-Vertreterin Valenciano. Premierminister Evans Paul sagte dem Sender Radio Metropole am Abend, dass landesweit rund 70 Störer festgenommen worden seien.

Krawalle in Port-au-Prince

In einigen Bezirken der Hauptstadt Port-au-Prince kam es zu tumultartigen Szenen, als die Beauftragten der jeweiligen Parteien - sogenannte "Mandataires" - die Stimmenauszählung innerhalb der kleinen Wahllokale verfolgen wollten - kein einfaches Unterfangen bei etwa 100 Parteien unterschiedlicher Couleur.

Die Gewaltausbrüche sind in den kommenden Tagen nicht ausgeschlossen. "Hier werden die Menschen wütend, wenn die Ergebnisse nicht die sind, die sie erwarteten", sagte der 26-Jährige Vello Frédéric der Deutschen Presse-Agentur. Oft heizen unterlegene Kandidaten selbst die Stimmung an und rufen zum Boykott auf.

Wegen eines Dauerstreits zwischen Regierung und Opposition waren die Parlamentswahlen seit 2011 mehrfach verschoben worden. Seit Januar dieses Jahres regiert Martelly nach Auflösung des letzten Parlaments nur per Dekret. Haiti gilt als ärmstes Land Lateinamerikas. Seit einem verheerenden Erdbeben von Januar 2010 ist das Land stark von Entwicklungshilfe aus dem Ausland abhängig.

(lsa/dpa)
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