Studie von Transparency International Griechenland hat ein Korruptionsproblem

Berlin (RPO). Griechenlands Wirtschaft und Gesellschaft befinden sich fest im Griff der Korruption. Das geht aus einer Untersuchung von Transparency International Griechenland für das Jahr 2009 hervor.

Euro-Länder in der Schuldenfalle
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Foto: AP

Wie die Zeitung "Welt" berichtet, zahlten die Griechen laut der Studie im vergangenen Jahr durchschnittlich 1355 Euro Bestechungsgeld, wenn sie die Ausstellung eines Führer- oder Fahrzeugscheins beschleunigen, eine Baugenehmigung kaufen, schneller in ein öffentliches Krankenhaus aufgenommen oder die Ergebnisse einer Steuerprüfung manipulieren wollten.

Im privaten Bereich etwa bei Anwälten, Ärzten oder Banken stieg die durchschnittliche Bestechungssumme sogar deutlich, wie die Zeitung schreibt. Hier zahlten Griechen 2009 durchschnittlich 1671 Euro Fakelaki - Bestechungsgeld, das gewöhnlich in einem Briefumschlag unter dem Tisch übergeben wird. Ein Jahr zuvor waren es 1.575 Euro.

Grundlage der Untersuchung ist dem Bericht zufolge eine Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Public Issue im Auftrag von Transparency International unter 6122 erwachsenen Griechen durchführte. Den Meinungsforschern gaben 13,4 Prozent der Befragten zu Protokoll, dass von ihnen Bestechungsgeld verlangt worden sei.

Transparency International kalkuliert laut der Zeitung, dass griechische Haushalte 2009 insgesamt 787 Millionen Euro Bestechungsgeld zahlten: 462 Millionen Euro an Staatsdiener, 325 Millionen Euro im privaten Sektor. Die Summe der Bestechungsgelder wäre damit in nur zwei Jahren um gut 23 Prozent gestiegen: 2007 kalkulierten die Korruptionsforscher mit einer Gesamtbestechungssumme von 639 Millionen Euro.

FDP fordert Rettungsvorschläge von Schäuble

Derweil fordert die FDP Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) auf, rasch Vorschläge zur Rettung Griechenlands vorzulegen. Der "Bild"-Zeitung sagte der Vorsitzende des Bundestagsfinanzausschusses, Volker Wissing: "Der Bundesfinanzminister muss Vorschläge machen, wie Hilfe im Einzelfall aussehen könnte. Dabei muss streng darauf geachtet werden, dass der Weg rechtlich einwandfrei ist."

Wissing mahnte, Hilfe für Griechenland müsse "Hilfe zur Selbsthilfe sein". Zugleich warnte der Finanzexperte vor hohen Belastungen für die Bundesbürger. "Der deutsche Steuerzahler darf nicht die Zeche für zurückliegende Fehler der Griechen zahlen", sagte Wissing der Zeitung.

Krisentreffen in Athen

Am Mittwoch will sich die griechische Regierung zu einem Krisentreffen wegen der desolaten Finanzlage treffen. Das hatte Ministerpräsident Giorgos Papandreou angekündigt. Bei der Kabinettssitzung müssten "Entscheidungen zur Wirtschaft getroffen werden". Bereits am Dienstagnachmittag werde Papandreou die Abgeordneten seiner Pasok-Partei zu Beratungen treffen. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.

EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn hatte das Mittelmeerland zu weiteren Sparmaßnahmen aufgefordert. Kein Mitglied der Eurozone könne auf Dauer über seine Verhältnisse leben. Mitte März muss Griechenland der EU einen ersten Zwischenbericht zum Abbau seines Staatsdefizits vorlegen.

Wegen düsterer Wirtschaftsdaten droht sich die Schuldenkrise Griechenlands weiter zu verschärfen. Nach dem jüngsten Markit-Einkaufsmanagerindex ging es mit der griechischen Wirtschaft im Februar noch schneller bergab, während sich die Industrie weltweit erholte.

Derweil rief die Gewerkschaft Adedy zu einem eintägigem Streik im öffentlichen Dienst gegen die Sparpläne der Regierung auf. Die Arbeit solle am 16. März für 24 Stunden niedergelegt werden, sagte Adedy-Chef Spyros Papaspyros am Dienstag. Es wäre der dritte Streik der Gewerkschaft in diesem Jahr.

(apd/das)
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