Genf Türkei will Foto mit Erdogan-Kritik aus Ausstellung entfernen

Genf · Wieder gibt es Streit um Meinungs- und Kunstfreiheit mit der Türkei. Diesmal ist die Schweiz betroffen.

Recep Tayyip Erdogan: Das ist der türkische Staatspräsident
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Das ist Recep Tayyip Erdogan

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Foto: AP

Ein Foto mit einem Erdogan-kritischen Bildtext in einer Ausstellung in Genf hat den Unmut der türkischen Behörden entfacht. Die Türkei habe um die Entfernung des Fotos ersucht, das Präsident Recep Tayyip Erdogan für den Tod eines 15-jährigen Jungen während der Proteste um den Gezi-Park in Istanbul im Jahr 2015 verantwortlich macht, sagte ein Behördensprecher am Montag in Genf. Die Stadtverwaltung wird am Dienstag entscheiden.

Der unbeteiligte Berkin Elvan war während der Proteste im Mai und Juni 2015 von einer Tränengasgranate der Polizei am Kopf getroffen worden und nach 269 Tagen im Koma gestorben. Der Fall hatte die Proteste gegen Erdogan, der damals türkischer Regierungschef war, weiter angeheizt und zu scharfer Kritik am Verhalten der Polizei geführt.

Das Foto Elvans hängt in einer Freiluft-Ausstellung beim Sitz der Vereinten Nationen in Genf. Der französische Bildtext lautet: "Ich heiße Berkin Elvan. Die Polizei hat mich getötet im Auftrag des türkischen Ministerpräsidenten." Die Ausstellung zeigt Werke des Schweizer Fotografen kurdisch-armenischer Abstammung, Demir Sönmez. Sönmez sagte der Nachrichtenagentur AFP, er wolle den "vielfachen Kampf des Volks" zu zeigen.

Kritiker werfen Erdogan vor, das Recht auf freie Meinungsäußerung immer weiter einzuschränken. Seit seinem Amtsantritt als Präsident im Sommer 2014 sind in der Türkei rund 2000 Strafverfahren wegen mutmaßlicher Beleidigung des Staatsoberhauptes eingeleitet worden. Aber auch im Ausland versucht die türkische Regierung, kritische Äußerungen gegen Erdogan zu unterbinden. In Deutschland geht Erdogan mit juristischen Mitteln gegen das "Schmähgedicht" des ZDF-Moderators Jan Böhmermann vor.

(felt/AFP)
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