Täter rief zu weiteren Attentaten auf "Wir werden aus der EM einen Friedhof machen"

Paris · Nur kurz nach seinem tödlichen Angriff auf einen französischen Polizisten und dessen Lebensgefährtin bei Paris hat der Attentäter Larossi Abballa zu weiteren islamistischen Anschlägen während der Fußball-EM 2016 aufgerufen.

 Das ist der Attentäter Larossi Abballa.

Das ist der Attentäter Larossi Abballa.

Foto: afp

"Wir werden aus der EM einen Friedhof machen", sagte Abballa in einem auf Facebook veröffentlichten Video, wie der Experte David Thomson am Dienstag berichtete. Thomson ist ein auf Terrorismus spezialisierter Journalist des Senders RFI und Verfasser des Buches "Die französischen Dschihadisten".

 Die Polizei riegelt den Tatort ab.

Die Polizei riegelt den Tatort ab.

Foto: ap, LR

Abballa habe um 20.52 Uhr ein 13 Minuten langes Video auf Facebook veröffentlicht, in dem er "sehr ruhig und lächelnd" eine offenbar zuvor geschriebene Botschaft verlese, sagte Thomson, der das inzwischen gelöschte Video angesehen hatte. Auf dem unter dem Pseudonym Mohamed Ali veröffentlichten Facebook-Konto habe Abballa zunächst dem Chef der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr Al-Bagdadi, seine Treue geschworen und dann andere Muslime zum Dschihad aufgerufen.

Das Video sei in dem Haus des getöteten Paares aufgenommen worden, während sich dessen Kind noch darin aufgehalten habe. "Er sagt, einen Polizisten und seine Frau getötet zu haben", sagte Thomson. Dann rufe Abballa auf, "Polizisten, Journalisten, öffentliche Personen, Gefängniswärter und Rapper" anzugreifen und nenne etwa zehn Personen mit Namen.

Schließlich fordere er "seine 160 Freunde und noch deutlicher seine Kontakte beim IS zu einem Bekennerschreiben für seinen Angriff auf". Dies erkläre, warum sich der IS so schnell über sein Sprachrohr Amaq zu der Tat bekannt habe, erklärte Thomson, der zu den sogenannten Facebook-Freunden Abballas gehörte, ohne ihn persönlich gekannt zu haben.

Abballa veröffentlichte demnach auch Fotos seiner Opfer auf Facebook, darunter ein Bild des Polizisten in Uniform und ein Foto der getöteten Lebensgefährtin. Nach Angaben des Journalisten wurde das Video von 98 Menschen angesehen, bevor es elf Stunden nach seiner Veröffentlichung gelöscht wurde.

Der 25-jährige Abballa hatte am Montagabend den 42-jährigen Polizisten vor dessen Wohnhaus im Pariser Vorort Magnanville erstochen. Danach nahm er Partnerin und Kind des Polizisten als Geiseln und verschanzte sich im Haus der Familie. Da Verhandlungen mit ihm erfolglos blieben, stürmten Sondereinheiten der Polizei das Haus und töteten dabei den Angreifer. Der Angreifer bekannte sich nach Polizeiangaben zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Die Frau wurde tot aufgefunden, mit einer Wunde am Hals. Der dreijährige Sohn des Paars überlebte "unter Schock, aber äußerlich unverletzt".

Festnahmen am Dienstag

Ermittler haben am Dienstag drei Männer aus dem Umfeld des Angreifers in Polizeigewahrsam genommen. Es handele sich um Männer im Alter von 27, 29 und 44 Jahren, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Dienstag. Nähere Details nannte er nicht. Innenminister Bernard Cazeneuve hatte zuvor gesagt, es gehe nun darum, mögliche Komplizen zu finden.

(felt/AFP)
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