Samantha Cameron im Porträt "Geheimwaffe" mit Stil und Herz

London (RP). Großbritannien hat einen neuen Premierminister - und eine neue First Lady: Samantha, die Ehefrau von Tory-Chef David Cameron, auch "Sam Cam" genannt. Cameron nennt sie seine Geheimwaffe. Und das hat gute Gründe.

Das ist Samantha Cameron
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In stressigen Situationen folgt Samantha Cameron immer ihrem Motto: "Tief durchatmen und nicht meinen Mann anschreien". Eine kluge Strategie, zumal ihr Mann jetzt die Regierung Ihrer Majestät leitet. Die groß gewachsene, blauäugige Brünette mit schulterlangen Haaren weiß, dass vor der "Nummer 10" Fernsehreporter lauern.

Gleichzeitig fünf Rollen

Ein Familiendrama bei den Camerons als Top-Thema in den Nachrichten wäre gewiss nicht im Interesse der liberal-konservativen Koalition in London, die um den Respekt der Wähler kämpft. Die 39-jährige Britin mit dem Rufnamen "Sam Cam" muss jetzt gleichzeitig fünf Rollen spielen: Unternehmerin, Mutter, Ehefrau, Modeikone und eine respektable "First Lady". Es wird ihr nicht leicht fallen.

"Ich bin keine typische Politikerfrau, die alles mitmacht. Dazu habe ich als berufstätige Mutter keine Zeit", sagte sie früher. Und: "Ich wäre stolz, wenn mein Mann Premier werden würde. Zugleich wäre das eine erschreckende Perspektive, weil wir Opfer bringen müssten". Legendär ist ein Dialog zwischen Samantha und einer Nachbarin, nachdem sie in ihr neues Haus in Notting Hill gezogen war. "Wenn Sie nächstes Mal umziehen, dann in die Downing Street", scherzte die weitsichtige Frau.

Einzug im Blitzlichtgewitter

"Das hoffe ich wirklich nicht", antwortete aufgeregt die künftige "First Lady". Vier Jahre später wurde diese Prophezeiung wahr. Ihr normales Leben ging am Dienstag zu Ende. Die ganze Welt schaute zu, als die Frau mit dem runden Baby-Bauch und einem Delfin-Tattoo am Fuß mit ihrem "Dave" in den Buckingham-Palast fuhr und dann im Blitzlichtgewitter die "Nummer 10" betrat.

Wenn Samantha besorgt war, ließ sie es sich nicht anmerken. Am nächsten Tag brachte sie Nancy (6) und Elwen (4) in die Schule, und sie schaute noch in ihrem Laden vorbei, ehe sie den Umzug in die Downing Street leitete. Die Camerons richten sich in der Wohnung ein, die Gordon Browns Familie als Zuhause gedient hat.

Als jüngste "First Lady" seit 56 Jahren wird Samantha im September für Aufsehen sorgen, wenn sie ihr neugeborenes Kind hierher bringt: Es wird erst das dritte Mal seit 1849 sein, dass ein britischer Regierungschef im Amt Nachwuchs bekommt. Sie will nach der Babypause wieder arbeiten.

Wichtige Mission für die Geheimwaffe

Ob es klappt, ist jedoch ungewiss: Denn auf die "Geheimwaffe" der Tories wartet eine wichtige Mission. Weil sie so sympathisch wirkt, soll die elegante Sam Cam die Briten für die Partei erwärmen, die als antisozial und elitär gilt. "In unserer Geschichte war keine Premierministerfrau für eine neue Regierung so wichtig wie sie", schrieb der Guardian.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass diese Aufgabe ausgerechnet einer Tochter eines Baronets zufällt, die auf einem Landgut aufgewachsen ist. Über ihren Vater stammt Samantha von der Schauspielerin Nell Gwyn ab, die die Geliebte des Königs Charles II. gewesen war.

Mütterlicherseits ist sie mit den Astors verwandt. Trotz dieses privilegierten Hintergrunds hat die neue "First Lady" nie aristokratische Allüren gezeigt. Samantha besuchte eine Privatschule, dann studierte sie Kunst in Bristol. Die Engländerin hatte dort einen wilden Ruf, weil sie sich wie ein Punk kleidete, Rave-Partys besuchte und mit dem Trip-Hop-Star Tricky abhing.

"Lustig und clever"

1992 lernte sie den Bruder ihrer Freundin Clare kennen, der im Finanzministerium gearbeitet hat: David Cameron. Samantha fand ihn "lustig und clever". Trotzdem ließ sie ihn zappeln. Sie schämte sich, mit einem Tory auszugehen. Sie heirateten 1996. Sam Cam war 25 und Kreativchefin bei Smythson — einem angestaubten Luxus-Büroausstatter, den sie in den folgenden Jahren mit Elan und Ideenreichtum in einen Kultladen verwandelte.

Sie führte in rosa Leder gebundene Edel-Bibeln ein und eine eigene Handtaschenreihe, die als "feminine Stepp-Lederpracht" bejubelt wurde. Das nach ihrer Tochter Nancy benannte, 1400 Euro teure Modeutensil aus Kalbsleder sorgte für Ärger der Tierschützer, die Samanthas Produkt ein "empörendes Beispiel für Tierquälerei" nannten. Doch die bodenständige "working mum" ließ sich davon nicht beeindrucken.

"I love you, babe!"

Ihre Karriere bekam 2005 einen Schub, als sich die schwangere Samantha auf dem Parteitag der Tories in Blackpool von David Cameron mit den Worten "I love you, babe!" küssen ließ. Die Briten waren entzückt. Die Geschäftsfrau und der Politiker wurden ein gutes Team: Er machte seine Partei fit für das Regieren. Sie ließ sich für Modezeitschriften vor ihrem drei Millionen Euro teuren Haus fotografieren.

Cool und natürlich wirkte Samantha, die mühelos Straßenmode und Designermarken zum frischen Outfit verband. "Sie ist die vorbildliche Tory-Frau: jung, hübsch und eine tolle Stütze für ihren Mann", lobten die Blätter ihre "First Lady of Style". Was damals niemand gewusst hat: Samantha war nicht nur ein attraktives "Anhängsel", sie lieferte ihrem "Dave" auch politische Ideen und sie korrigierte seine Reden.

2009 starb ihr ältestes Kind

Der Rückschlag kam 2009, als ihr ältestes Kind starb. Der sechsjährige Ivan hatte an zerebraler Kinderlähmung gelitten. Nach dem Begräbnis litt sie monatelang. Dann stürzte sich Sam Cam in die Arbeit. Die "Schicksalswahl" nahte, und ihr Mann, den sie als "fantastischen Vater und chaotischen Koch" beschrieb, hatte gute Chancen, Sieger zu werden.

Obwohl nicht interessiert an Politik, gab sie ihm Rückendeckung. Als "Geheimwaffe" ihrer Partei besuchte sie - immer schick gekleidet — Schulen und Suppenküchen, und sie warb für die Tories im Internet. Im inoffiziellen "Style"-Wettbewerb schlug Samantha alle anderen Ehefrauen der Top-Kandidaten. Am Ende kürten sie 1334 Britinnen in einer Umfrage zur schicksten Politikerfrau der Welt. Daraufhin titelte eine Zeitung: "Aus dem Weg, Carla Bruni!"

Samantha wird bald die globale Runde der glamourösen "First Ladies" modisch aufmischen. Anders als ihre Vorgängerinnen Sarah Brown und Cherie Blair will sie jedoch Distanz zur Politik behalten und eine private Person bleiben. David Cameron mag draußen den Regierungschef spielen, zu Hause bleibt Sam Cam der Boss. "Sie wird dafür sorgen, dass er die Kinder badet und ihnen Gute-Nacht-Geschichten vorliest", sagen Insider.

(RP)
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