"Ich bin die Front National" Jean-Marie Le Pen will Parteiausschluss juristisch anfechten

Paris · Der französische Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen will seinen Ausschluss aus der Front National nicht hinnehmen. "Ich bin die Front National, ich bin in der Front National zu Hause", sagte der 87-Jährige am Freitag im französischen Sender RTL.

Jean-Marie Le Pen - der Rechtsextreme
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Er werde die Entscheidung vor Gericht anfechten. Er griff seine Tochter Marine Le Pen heftig an: Die Parteichefin habe "aus der Ferne am Telefon das Erschießungskommando befehligt".

Das Exekutivbüro der Partei hatte den FN-Gründer am Donnerstag nach langem Streit ausgeschlossen. Le Pen hatte im Frühjahr die Gaskammern der Nazis erneut als "Detail der Geschichte" verharmlost, die Parteispitze um Marine Le Pen brach daraufhin mit ihm.

Der Poltergeist der französischen Politik

Jean-Marie Le Pen ist der Poltergeist der französischen Politik. Jahrzehntelang beeinflusste der Rechtsextreme mit markigen Provokationen die Debatte, präsentierte sich als Verteidiger traditioneller Werte und polemisierte gegen Einwanderer. Die Liste seiner Vorstrafen reicht von der Anstachelung zum Rassenhass bis zur Verharmlosung von Nazi-Verbrechen. In fast 40 Jahren an der Spitze der Front National machte er die einstige Splittergruppe zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft.

Der Politiker kam 1928 als Sohn eines bretonischen Fischers und einer Näherin zur Welt. Nach Jura- und Politik-Studium kämpfte er für die Fremdenlegion, im Algerienkrieg beteiligte er sich an Folterungen. Früh engagierte Le Pen sich in rechtsextremen Kreisen, sein rechtes Auge verlor er bei einer Saalschlacht.

Die Front National gründete er 1972. Sein größter Coup gelang Le Pen, als er bei den Präsidentschaftswahlen 2002 auf Platz zwei landete und in der Stichwahl gegen Jacques Chirac antrat. Frankreich spricht bis heute vom "Schock des 21. April". Auf seine derben Sprüche wollte Le Pen auch nach der Übernahme des FN-Vorsitzes durch seine Tochter Marine Le Pen 2011 nicht verzichten - und kam damit deren Strategie in die Quere, der Partei einen moderateren Anstrich zu verpassen.

(dpa)
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