"Gebt Gas, ihr alten Germanen" FPÖ-Politiker tritt nach Skandal um Nazi-Lieder zurück

Wien · Nach dem Skandal um ein Burschenschafts-Liederbuch mit antisemitischen Texten ist ein Spitzenpolitiker der rechten Regierungspartei FPÖ zurückgetreten. In einer Stellungsname erhebt er Vorwürfe gegen die Medien.

 "Gebt Gas, ihr alten Germanen": Im Umfeld des FPÖ-Politikers Udo Landbauer wurden Nazi-Lieder gesungen.

"Gebt Gas, ihr alten Germanen": Im Umfeld des FPÖ-Politikers Udo Landbauer wurden Nazi-Lieder gesungen.

Foto: dpa

Er werde auch sein am vergangenen Sonntag gewonnenes Mandat für den Landtag in Niederösterreich nicht annehmen, sagte Udo Landbauer (31) am Donnerstag. Landbauer beklagte sich über die Medien, die sein Haus belagert hätten. Er wolle seine Familie aus der Schusslinie nehmen, sagte er.

Landbauer war Vizepräsident der Burschenschaft Germania. Die Existenz eines 1997 neu aufgelegten Liederbuchs mit antisemitischen und rassistischen Texten wurde vergangene Woche publik. Das nährte den Verdacht, dass in den Reihen der FPÖ - entgegen den Beteuerungen der Parteispitze - weiterhin antisemitische Tendenzen verbreitet sind. Er habe von dem Lied nichts gewusst, beteuert Landbauer wiederholt.

Kanzler Kurz lobt Entscheidung

Die Parteikollegin von Kurz und Ministerpräsidentin von Niederösterreich, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, hatte gleichwohl jegliche Zusammenarbeit mit Landbauer abgelehnt. Er wäre für ein Ministeramt infrage gekommen, weil seine Partei ihren Stimmanteil ausgebaut hatte. Die ÖVP hatte ihre absolute Mehrheit zwar knapp verteidigt, wollte aber mit der FPÖ über ein Arbeitsübereinkommen verhandeln. Die FPÖ hatte Landbauer schon vor seinem Rücktritt aus dem Rennen genommen und stattdessen einen anderen Politiker für die Regionalregierung nominiert.

Landbauer habe die richtigen Konsequenzen gezogen, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Er führt eine rechtskonservative Koalitionsregierung mit der FPÖ. Darüber hinaus würden die Ermittlungen fortgeführt und "jeder, der sich etwas zuschulden hat kommen lassen, ist mit der vollen Härte des NS-Verbotsgesetzes zu bestrafen", teilte Kurz der österreichischen Agentur APA mit. Die FPÖ sah in Landbauer dagegen ein "unschuldiges Opfer einer politischen und medialen Hetze".

(dpa)
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