Erste Auslandsreise nach Saudi-Arabien Trump setzt ein Zeichen

Dubai · Seine erste Auslandsreise führt Donald Trump in einen Staat mit einem steinzeitlichen Rechtssystem: Saudi-Arabien. Das ist ungewöhnlich. Der US-Präsident will mit seiner Reiseplanung einen Richtungswechsel in der US-Außenpolitik deutlich machen.

Das Königreich Saudi-Arabien fährt ein schillerndes Reiseprogramm für seinen prominenten Besucher auf. Für die zwei Tage, an denen Donald Trump in Riad weilt, trommelte Saudi-Arabien eine bunte Mischung aus weiteren Gästen zusammen, darunter den sudanesischen Präsidenten Omar Bashir, der vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht wird, den Moderator Bret Baier vom bei Trump und seinen Anhängern beliebten Sender Fox News und den US-Countrysänger Toby Keith, der vor einem ausschließlich männlichen Publikum auftreten soll.

Trumps Entscheidung für Saudi-Arabien als Ziel seiner ersten Auslandsreise sendet eine klare Botschaft an das ölreiche Königreich: Die Spannungen im US-saudischen Verhältnis unter Präsident Barack Obama gehören der Vergangenheit an.

Auch die Regierung in Riad hofft auf eine Annäherung - und zählt buchstäblich die Sekunden bis zu Trumps Ankunft am Samstag. Unter dem Motto "Gemeinsam siegen wir" startete sie eine Website mit einer Countdown-Uhr. Im Kampf gegen Extremisten werde "die Grundlage für einen Neuanfang gelegt werden", heißt es dort auf Englisch, Arabisch und Französisch.

Die Seite wirbt zugleich für ein von Kronprinz Mohammed bin Salman, dem ehrgeizigen Sohn von König Salman, vorgelegtes Reformvorhaben mit dem Titel "Vision 2030". Der Plan sieht eine Neuordnung der Wirtschaft und einen Umbau des Landes vor. Erreicht werden soll das Ziel durch eine größere Öffnung für Investment und Unterhaltung.

Entsprechend ist ein geplanter US-arabisch-islamischer Gipfel aus Sicht der Gastgeber der Höhepunkt von Trumps Besuch. Hier will das Königreich seine Reichweite und Zugkraft präsentieren. König Salman hat dazu für Sonntag mehr als 50 arabische und muslimische Staats- und Regierungschefs nach Riad eingeladen. Auf dem Programm stehen ein gemeinsames Bankett mit Trump und "das Schmieden einer neuen Partnerschaft" im Kampf gegen Extremismus, wie der König ankündigte. Auch der von den USA seit zehn Jahren gemiedene sudanesische Präsident steht auf der Gästeliste.

Saudi-Arabien sei hoch erfreut darüber, die erste Station auf Trumps Reise zu sein, sagt Simon Henderson, Experte für die Golfregion beim Washington Institute. Genauso entzückt sei das Land "von der Rückkehr zu starken diplomatischen Beziehungen zu den USA und erfreut über die Möglichkeit, vor der arabischen und der muslimischen Welt die saudische Führungsstärke zur Schau zu stellen, indem man es schafft, jeden zu zahlreichen, überlappenden Gipfeltreffen nach Riad zu holen".

Das Königreich galt lange als einflussreichstes Zentrum der islamischen Welt. Jedes Jahr pilgern Millionen Muslime zu den heiligen Stätten in Mekka und Medina. Diese Tatsache erwähnte auch Trumps Nationaler Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster, als er die Reisepläne des Präsidenten bekanntgab.

Und obwohl die saudische Regierung den freundschaftlichen Aspekt von Trumps Besuch betont, stehen nach Ansicht von Kritikern doch klar strategische Interessen im Vordergrund. "Präsident Trump wird nicht nach Riad kommen, weil er uns liebt", schrieb der Autor Siad al-Dris in der panarabischen Tageszeitung "Al Hajat". "Die Staats- und Regierungschefs aus den Golfstaaten und muslimischen Ländern werden nicht nach Riad kommen, weil sie ihn lieben. Es sind die gemeinsamen Interessen dieser internationalen Führer, die sie in Riad zusammenbringen." Als ein Beispiel nannte Al-Dris die Bekämpfung des Terrorismus.

Der Iran und Syrien wurden zu den Treffen nicht eingeladen. Beide Länder gehören nicht einer islamischen Militärallianz an, die Saudi-Arabien im Kampf gegen den Terror schmiedet. Das Königreich unterstützt Bemühungen zum Sturz der syrischen Regierung, die auf den Iran und auf Russland als ihre engsten Verbündeten zählt.

Trumps scharfe Rhetorik gegenüber Teheran stieß in Saudi-Arabien auf offene Ohren, steht sie doch in hartem Kontrast zu Obamas versöhnlicheren Tönen, die schließlich zum Atomabkommen mit dem Iran führten. Der stellvertretende saudische Kronprinz Mohammed sagte kürzlich, Obama habe mit Blick auf Syrien "viele wichtige Chancen verschwendet".

Das sunnitisch geführte Königreich sieht den Einfluss des schiitisch regierten Irans in Syrien, Bahrain, im Jemen, Libanon und Irak als Gefahr für seine Sicherheit. Prinz Mohammed hat jeden Dialog mit Teheran ausgeschlossen und warf dem Iran vor, "die islamische Welt kontrollieren" zu wollen. Die Stiftung des Prinzen ist Gastgeber eines Forums, vor dem sich Trump am Sonntag mit einer Rede an die muslimische Welt wenden will.

Turki Aldachil, Betreiber des Nachrichtensenders Al Arabija, der im Besitz saudischer Investoren ist, schrieb, Trumps Besuch stelle das wieder her, "was Obama ruiniert hat". Trumps frühere Kritik an Saudi-Arabien und sein Einreiseverbot gegen Muslime bezeichnete Adachil als Wahlpropaganda, die "nichts mit seinen tatsächlichen politischen Programmen zu tun hat".

Auch Trump dürfte seinen Gastgebern kaum auf die Füße treten. Dass er das Thema Menschenrechte ins Zentrum seiner Gespräche mit der Königsfamilie am Samstag rücken wird, gilt als unwahrscheinlich.
Stattdessen dürfte es nach Erwartung von Analysten vor allem um drei Dinge gehen: milliardenschwere Waffengeschäfte, engere Wirtschaftsbeziehungen und eine Isolierung des Irans.

Trumps weitere Stationen:

  • Am Montag reist Donald Trump weiter nach Israel. Er trifft Präsident Reuven Rivlin und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Als erster amtierender US-Präsident besucht er die Klagemauer, außerdem legt er einen Kranz in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem nieder. Trump will auch die Grabeskirche besuchen und im Israel-Museum in Jerusalem eine Rede halten. Außerdem ist ein Treffen mit dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas geplant.
  • Am Dienstag reist der US-Tross dann nach Italien weiter. Für Mittwoch ist ein Treffen mit Papst Franziskus vorgesehen, der ihn wegen seiner Haltung zu den Themen Einwanderung und Flüchtlinge kritisiert hat. Trump wird auch Premier Paolo Gentiloni und Präsident Sergio Mattarella treffen und den Petersdom besuchen. Nach der Weiterreise nach Brüssel trifft Trump am Mittwochnachmittag den belgischen König Philippe und Belgiens Premier Charles Michel.
  • Am Donnerstag folgen Treffen mit den Spitzen der Europäischen Union und ein Arbeitsessen mit Frankreichs neuem Präsidenten Emmanuel Macron. Dies ist das erste Treffen der beiden. Höhepunkt des Donnerstags ist ein Nato-Gipfel in Brüssel mit Staats- und Regierungschefs aus 25 Ländern. Trump pocht bei den Verbündeten auf eine Erhöhung ihrer Verteidigungsausgaben. Vom Gipfel selbst werden keine größeren Entscheidungen erwartet, es wird gleichwohl als wichtig für die persönlichen Beziehungen beschrieben.
  • Gleiches gilt für das Treffen der G7 am Freitag und Samstag. Trump trifft die Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Italien, Japan, Frankreich, Kanada und Großbritannien, die sich in Taormina auf Sizilien gemeinsamer Ziele vergewissern wollen.
(th/ap/dpa)
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