"Völkermord"-Resolution des Bundestags Erdogan-Sprecher wirft Deutschland "politische Ausbeutung" vor

Istanbul · Die Türkei hat die geplante Bundestagsentschließung zur Armenierfrage kritisiert. Den Vorwurf des Völkermordes zu verbreiten, ohne dafür Beweise vorzulegen, komme einer politischen Ausbeutung des Themas gleich, sagte Präsidentensprecher Ibrahim Kalin am Mittwoch.

 Erdogans Sprecher greift Deutschland scharf an

Erdogans Sprecher greift Deutschland scharf an

Foto: afp, ADM

Der Bundestag will am 2. Juni über die Resolution abstimmen, in der die Massaker an den Armeniern in der heutigen Türkei im Ersten Weltkrieg als Völkermord bezeichnet werden. Kalin, Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan, erinnerte Medienberichten zufolge an das Angebot der Türkei, die Vergangenheit zusammen mit Armenien aufzuarbeiten. Bei der Vertreibung der Armenier aus Anatolien in den Jahren 1915 bis 1917 waren bis zu 1,5 Millionen Menschen gestorben. Armenien und viele internationale Historiker stufen die damaligen Verbrechen als Völkermord ein, was die Türkei strikt ablehnt.

Ankara hatte in den vergangenen Jahren mit scharfer Kritik und diplomatischen Schritten auf die Anerkennung des Völkermordes im Ausland reagiert. Im vergangenen Jahr zog die Türkei vorübergehend ihren Botschafter aus dem Vatikanstaat ab, nachdem Papst Franziskus die Massaker an den Armeniern als ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts bezeichnet hatte. Inzwischen hat die Türkei ihren Botschafter wieder nach Rom geschickt.

(crwo/AFP)
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