"Heilung statt Spaltung" Donald Trump startet Charme-Offensive bei Twitter

Boston · Nach anhaltender Kritik an seinen verwirrenden Äußerungen über die rechtsextremen Auswüchse von Charlottesville will US-Präsident Donald Trump mit einer Großkundgebung wieder in die Offensive gehen. Auch bei Twitter schlägt er neue Töne an.

 Donald Trump lobt bei Twitter eine Demonstration gegen rechten Hass. (Archiv)

Donald Trump lobt bei Twitter eine Demonstration gegen rechten Hass. (Archiv)

Foto: ap, PM

Am Dienstagabend (Ortszeit) wird Trump vor Tausenden Anhängern in Phoenix (Arizona) sprechen - trotz der Bitte des demokratischen Bürgermeisters der Stadt, Greg Stanton, der Nation so kurz nach Charlottesville erst einmal Zeit zur Verarbeitung und "Heilung" zu geben. Auch besteht die Sorge, dass es zu Zusammenstößen zwischen Trump-Anhängern und Gegendemonstranten kommen könnte.

Trump will einen neuen Ton setzen

Am Samstag - eine Woche nach der Gewalteskalation in Charlottesville - hatten in der US-Ostküstenmetropole Boston Zehntausende Menschen friedlich gegen Rassismus und Hass demonstriert. Diesmal war Trump sichtlich bemüht, einen neuen Ton zu setzen. "Ich möchte den vielen Protestierenden in Boston applaudieren, die ihre Stimme gegen Bigotterie und Hass erheben", schrieb er auf Twitter. "Unser Land wird bald als ein geeintes zusammenkommen!"

In Charlottesville war es bei einer Demonstration von weißen Nationalisten und Neonazis zu Zusammenstößen mit Gegendemonstranten gekommen. Ein mutmaßlicher Rechtsextremist steuerte sein Auto in eine Gruppe von Anti-Rassismus-Demonstranten und tötete eine Frau. Trump machte danach beide Seiten gleichermaßen für die Gewalt verantwortlich und löste damit auch teils massive Kritik in den eigenen republikanischen Reihen aus.

"Wir werden stärker sein als jemals zuvor"

"Unser großartiges Land ist seit Jahrzehnten geteilt", twitterte Trump nun am Samstag. "Manchmal muss man protestieren, um zu heilen und wir werden heilen und stärker sein als je zuvor!"

An dem Protestmarsch in Boston nahmen nach Schätzungen der Polizei bis zu 40.000 Menschen teil. Die Demonstration richtete sich auch gegen eine Kundgebung, die zur selben Zeit in einem Park der Stadt stattfand. Während diese nach Angaben der Organisatoren dazu diente, für das Recht auf freie Meinungsäußerung einzutreten, sahen die Gegendemonstranten rechtsextreme Motive hinter der Versammlung.

Trump beendet Urlaub

Die Kundgebung mit nur wenigen Teilnehmern wurde völlig von den Gegendemonstranten übertönt und daher vorzeitig und ohne Reden beendet. Der Polizei zufolge gab es nur vereinzelte Zwischenfälle und insgesamt 27 Festnahmen.

Trump schloss am Sonntag einen zweiwöchigen Arbeitsurlaub in seinem Golfclub in Bedminster (New Jersey) ab. Er ging ohne seinen populistischen Chefstrategen Stephen Bannon in den achten Monat seiner Amtszeit: Dieser hatte am Freitag seinen Platz im Weißen Haus geräumt. Bannon will aber dem Präsidenten weiter dienen - und glaubt, dass er das außerhalb der Regierungszentrale sogar noch schlagkräftiger kann: mit Hilfe seiner Nachrichtenseite Breitbart.

Er kehrte unmittelbar dorthin in leitender Funktion zurück und kündigte an, er werde "weiterhin für Trump in den Krieg ziehen".

(csi/dpa)
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