Ex-Botschafter rechnet mit Militärschlag Trump schiebt Entscheidung zu Syrien-Angriff weiter hinaus

Washington · US-Präsident Donald Trump hat eine Entscheidung zu einem möglichen Raketenangriff in Syrien erneut hinausgeschoben. "Es wurde keine endgültige Entscheidung getroffen", sagte seine Sprecherin. Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum, rechnet aber mit einem Militärschlag

 US-Präsident Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.

US-Präsident Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.

Foto: ap, SAW

Die US-Regierung werte weiter Geheimdiensterkenntnisse aus und führe Gespräche mit ihren Partnern und Verbündeten, sagte Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders.

In einem Telefonat Trumps mit der britischen Premierministerin Theresa May bekräftigten beide indes ihre Entschlossenheit, dass es eine Reaktion auf den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff in Syrien geben müsse. Nach dem Gespräch teilte das Weiße Haus mit, Trump und May führten "ihre Diskussion über die Notwendigkeit einer gemeinsamen Reaktion auf den syrischen Einsatz von Chemiewaffen fort". Ein britischer Regierungssprecher sagte, beide seien sich einig, "dass der Einsatz von Chemiewaffen nicht unbeantwortet bleiben" dürfe.

Bei einer Sondersitzung zu Syrien hatte auch das britische Kabinett zuvor die Notwendigkeit einer Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgasangriff in Duma bekräftigt. Es sei nötig, "Maßnahmen zu ergreifen, um die humanitäre Not zu lindern und vom weiteren Einsatz chemischer Waffen durch das Assad-Regime abzuschrecken", erklärte ein Regierungssprecher am Abend in London. Um welche Maßnahmen es sich dabei handeln könnte, blieb offen.

Trump wollte zudem erneut mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron beraten. Dieser hatte am Donnerstag erneut eine Reaktion Frankreichs angekündigt, ohne sich auf einen Zeitraum festzulegen. Es gebe Beweise für den Einsatz von Chemiewaffen durch die syrische Regierung, sagte er. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte derweil, Deutschland werde sich an "militärischen Aktionen nicht beteiligen".

Bei dem mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz der syrischen Truppen waren am Samstag in Duma in der Region Ost-Ghuta dutzende Menschen getötet und hunderte weitere verletzt worden. Der Westen macht Syriens Machthaber Baschar al-Assad verantwortlich, der von Russland militärisch unterstützt wird.

Am Mittwoch hatte Trump im Kurzmitteilungsdienst Twitter mit markigen Worten einen Raketenangriff der US-Streitkräfte in Syrien angekündigt. Am Donnerstag relativierte er die Drohung und schrieb ebenfalls auf Twitter, ein Raketenangriff könne "sehr bald oder überhaupt nicht so bald" erfolgen.

"Jetzt gar nichts zu machen, käme einem Gesichtsverlust gleich"

Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Freitag, er rechne mit einer Militäraktion der USA. "Nach der massiven Warnung wird Trump nicht mehr hinter seine Drohungen zurück können", sagte Kornblum. "Jetzt gar nichts zu machen, käme einem Gesichtsverlust gleich." Er gehe davon aus, "dass es eine US-Militäraktion in der einen oder anderen Form geben" werde.

US-Abgeordnete stellten inzwischen allerdings in Frage, ob überhaupt Trump befugt ist, Angriffe ohne grünes Licht des US-Kongresses anzuordnen.

Russland warnte nach den Drohungen vor einer Eskalation des Konflikts. Für Freitag hat die UN-Vetomacht eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zu Syrien beantragt.

Nach Gesprächen des Sicherheitsrats hinter verschlossenen Türen am Donnerstag sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia, Priorität habe derzeit vor allem, eine bewaffnete Konfrontation zwischen Russland und den USA zu vermeiden. Eine solche wollte er allerdings nicht ausschließen.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort