Donald Trump Hello, Mister President

New York · Zum Einstieg in das neue Amt ein Auftritt wie im Wahlkampf - in seiner ersten Pressekonferenz seit Monaten bleibt Donald Trump sich treu. Ein großes Thema des Abends war Russland.

Donald Trump: Erste Pressekonferenz nach der Wahl
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Donald Trumps erste Pressekonferenz nach der Wahl

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"Fake News", "ein Haufen Müll", "kranke Leute am Werk": Es waren wieder einmal die berüchtigten derben Worte, mit denen der künftige US-Präsident Donald Trump Medienberichte zurückwies, die nicht nur das politische Washington in helle Aufregung versetzt hatten. Es sei nichts dran an diesen Meldungen, "es ist erfundenes Zeug, es ist nicht passiert", sagte der Nachfolger Barack Obamas im Foyer seines New Yorker Hochhauses, wo er sich zum ersten Mal seit sechs Monaten den Fragen von Journalisten stellte.

"Die Ära Trump beginnt im Gewitter" - Pressestimmen zur PK von Donald Trump
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"Die Ära Trump beginnt im Gewitter"

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Den Berichten zufolge soll der russische Geheimdienst FSB Trump eine Falle gestellt haben, um ihn erpressbar zu machen. Demnach soll es Aufnahmen geben, die den Bauunternehmer im Jahr 2013 mit Prostituierten in einem Moskauer Hotel zeigen. Trump war damals in die russische Hauptstadt geflogen, um die Kür der "Miss Universe" zu vermarkten, den lange Zeit von ihm gemanagten Schönheitswettbewerb. Der Unsinn über ihn, sagt er nun, sei womöglich von den eigenen Geheimdiensten in die Welt gesetzt worden. Falls es sich bewahrheite, wäre es ein großer, hässlicher Fleck auf deren Weste.

Misstrauen gegen Schlapphüte

Bereits seit Wochen macht der designierte US-Präsident mit einer Serie harscher Tweets deutlich, dass er den eigenen Schlapphüten mit tiefem Misstrauen begegnet. Das Dossier mit kompromittierenden Einzelheiten aus seinem Privat- und Geschäftsleben, das kurz vor seiner Amtseinführung für solchen Wirbel sorgt, soll ein früherer Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 mit Hilfe russischer Quellen angelegt haben.

Zunächst, so berichtet die Internet-Plattform Buzzfeed, die es auf 35 Seiten veröffentlichte, sollen es Trumps parteiinterne, republikanische Gegner in Auftrag gegeben haben. Als es am Dienstagabend zirkulierte, äußerten allerdings auch seriöse Zeitungen wie die "New York Times" oder die "Washington Post" Zweifel an der Stichhaltigkeit der darin enthaltenen Vorwürfe.

Zitate aus Donald Trumps erster PK nach der Wahl
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Trump selber griff einen Punkt heraus, um das Papier zu entkräften. Laut Dossier soll sein Rechtsberater Michael Cohen Ende August oder Anfang September 2016 nach Prag gereist sein, um sich - warum auch immer - mit russischen Agenten zu treffen. Er habe sich Cohens Reisepass zeigen lassen, so Trump. Für die genannte Zeit gebe es darin weder Ausreise- noch Einreisestempel, sein Anwalt sei also damals gar nicht außer Landes gewesen. Offenbar, fügte er süffisant hinzu, handle es sich um einen anderen Michael Cohen.

Geheimdienste sehen nicht alles falsch

Immerhin räumte der Milliardär ein, dass die amerikanischen Geheimdienste mit einer anderen Einschätzung richtig lägen. Mit der Annahme, dass es die russische Regierung war, die mitten im Wahlkampf Hacker auf den Parteiapparat der US-Demokraten ansetzten. "Ich glaube, es war Russland", sagte er, im Ton eher beiläufig, nachdem er genau das monatelang angezweifelt hatte. Auf die Frage, ob er Wladimir Putin für den Drahtzieher der Cyberattacke halte, weil der Mann im Kreml lieber Trump als Hillary Clinton im Weißen Haus sehen wollte, gab er eine ausweichende Antwort. "Wenn Putin Donald Trump mag, dann ist das in meinen Augen ein Plus, kein Minus." Er wisse nicht, ob er sich gut verstehen mit Putin werde. Er hoffe es, falls dies aber nicht der Fall sein sollte, "glauben Sie im Ernst, dass ihm Hillary härter entgegentreten würde als ich?"

Der 45. US-Präsident bleibt in der Art seiner Antworten nah am Wahlkämpfer Trump. Mindestens latent aggressiv, bisweilen frappierend offen. Für sich und die Seinen bleibt Trump voll des Lobes. Konkretes gibt es wenig. Was wird an die Stelle von Obamacare treten? Wer würde für eine Mauer nach Mexiko bezahlen? Man weiß es auch nach der Pressekonferenz nicht.

"Ihr seid gefeuert"

Erst nach einer Weile kam der bald mächtigste Mann der Welt auf das Thema zu sprechen, dem die Konferenz mit den Journalisten eigentlich gewidmet sein sollte. Nämlich auf die Frage, wie er mit seinem Firmenimperium umzugehen gedenkt, um latent schwelende Interessenkonflikte zu vermeiden. Er werde seinen Söhnen Eric und Donald jr. das Management seiner Unternehmen anvertrauen, so der 70-Jährige: "Sie werden es professionell tun, und sie werden nichts mit mir besprechen." Wie sehr die Welten hier verschwimmen, wird klar, als der ehemalige Reality-TV-Star, der nie zuvor ein politisches Amt bekleidet hat, den Auftritt seiner Anwältin zur künftigen Firmenstruktur kommentiert. Wenn Eric und Donald Jr. nach seiner Präsidentschaft keinen guten Job gemacht haben, werde er einfach sagen: "Ihr seid gefeuert." Großes Gelächter im Saal.

(RP)
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