Al-Qaida-Chef Osama bin Laden ist tot Die Welt ist erleichtert

Washington (RPO). Die Tötung des Al-Qaida-Führers Osama bin Laden ist weltweit als Meilenstein im Kampf gegen den Terror begrüßt worden. Der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 wurde in der Nacht zum Montag von US-Spezialkräften im nordpakistanischen Abbottabad aufgespürt und getötet, wie US-Präsident Barack Obama in einer Rede an die Nation mitteilte. Zahlreiche Regierung riefen angesichts möglicher Racheaktionen zur Vorsicht auf.

"Got Him" - bin Laden auf den Titelseiten
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"Heute Abend kann ich den Amerikanern und der Welt sagen, dass die USA einen Einsatz ausgeführt haben, bei dem Osama bin Laden, der Chef von Al Qaida - ein Terrorist, der für den Tod tausender unschuldiger Menschen verantwortlich ist - getötet wurde", sagte Obama. "Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan." Vor dem Weißen Haus in Washington und am Ort des bei dem Anschlag 2001 zerstörten World-Trade-Center in New York fanden daraufhin spontane Freudenfeiern statt.

Nach Angaben aus US-Regierungskreisen landete das Spezialkommando der Navy Seals mit zwei Hubschraubern auf einem mit hohen Mauern und Stacheldraht streng gesicherten Anwesen in der rund 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt Islamabad gelegenen Garnisonsstadt Abbottabad. Der Einsatz habe 40 Minuten gedauert. Bin Laden habe Widerstand geleistet und sei durch einen Kopfschuss getötet worden. Hätte er sich ergeben, wäre er gefangengenommen worden, sagte ein US-Vertreter.

Bin Laden durch Kopfschuss getötet

Bei dem Schusswechsel starben auch zwei Brüder, die offenbar als Kuriere für bin Laden tätig waren, ein Sohn Bin Ladens sowie eine Frau. Mehrere US-Verantwortliche versicherten, dass eine DNA-Analyse den Tod des Al-Qaida-Chefs bestätigt habe. Seine Leiche wurde auf den US-Flugzeugträger Carl-Vinson geflogen und im Arabischen Meer "gemäß den muslimischen Praktiken" bestattet, wie ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums sagte. Damit habe verhindert werden sollen, dass sich sein Grab zu einer Pilgerstätte für Islamisten entwickeln könnte.

Zuvor waren DNA-Proben entnommen worden. Erste Untersuchungsergebnisse bestätigten mit hoher Sicherheit, dass es sich bei dem Getöteten um bin Laden handelt, wie ein US-Regierungsvertreter sagte. Dazu sei das Erbgut mit Verwandten bin Ladens verglichen worden.

Die USA machen bin Laden für die Anschläge vom 11. September 2001 verantwortlich, bei denen in den USA fast 3000 Menschen getötet wurden. Auf seine Ergreifung oder Tötung waren zuletzt 25 Millionen Dollar ausgesetzt. Seit 2001 war der Aufenthaltsort bin Ladens unbekannt, nur gelegentlich meldete er sich mit Ton- und Videobotschaften zu Wort. Er war lange im schwer zugänglichen Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan vermutet worden.

Obama: Die Welt ist nun sicherer

Obama sagte in seiner Rede, der Geheimdienst sei im August 2010 erstmals auf das Anwesen in Abbottabad aufmerksam geworden. Auf Bildern der Villa, die der Fernsehsender ABC ausstrahlte, waren auf dem Boden eine Schlafzimmers Blutspuren zu sehen. Zudem waren umgestürzte Möbel zu erkennen, ein großes Loch in einer Wand sowie mehrere Computer, aus denen die Festplatten entfernt wurden. Die Welt sei nun "sicherer", sagte Obama wenige Stunden nach seiner Rede an die Nation.

US-Außenministerin Hillary Clinton würdigte die jahrelange Zusammenarbeit Pakistans bei der Terrorbekämpfung. Diese Kooperation habe den USA geholfen, bin Laden auf die Spur zu kommen, sagte sie. Clinton rief die Taliban zur Abkehr von der Al-Qaida auf. "Unsere Botschaft an die Taliban bleibt die gleiche, aber heute hat sie ein noch größeres Gewicht: Ihr könnt uns nicht ermüden, ihr könnt uns nicht besiegen, aber ihr habt die Wahl, Al-Qaida zu verlassen und an einem friedlichen politischen Prozess teilzunehmen."

Weltweit wurde die Tötung des Al-Qaida-Führers mit Erleichterung aufgenommen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wertete den Tod bin Ladens als "Wendepunkt" im weltweiten Kampf gegen den Terror. Die von dem Terrornetzwerk begangenen Verbrechen hätten fast jeden Kontinent betroffen und den Tod tausender Männer, Frauen und Kinder verursacht, sagte Ban. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich über die Tötung bin Ladens erfreut. Damit sei der internationale Terrorismus aber noch nicht besiegt.

Warnung vor Racheakten

Viele Regierungen begrüßten die Aktion als wichtigen Schlag gegen den Terrorismus, warnten zugleich aber vor Racheakten. Die internationale Polizeiorganisation Interpol rief zu besonderer Wachsamkeit auf. Auch das Auswärtige Amt in Berlin rief bei Reisen ins Ausland zu erhöhter Vorsicht auf. Der Chef des US-Geheimdienstes CIA, Leon Panetta, erklärte, selbst wenn bin Laden nun tot sei - für Al Qaida gelte dies nicht.

Ein Sprecher der pakistanischen Taliban drohte mit Anschlägen in Pakistan und den USA. Kurz darauf wurden bei einem Anschlag nahe einer Polizeiwache im Nordwesten des Landes vier Menschen getötet. Im südwestpakistanischen Quetta protestierten hunderte Menschen gegen die Tötung Bin Ladens.

(AFP/felt)
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