Krach in der Union Seehofer plant offenbar eigenen Wahlkampf für 2017

Hamburg · Der Streit zwischen CDU und CSU scheint das Unions-Bündnis nachhaltig zu beschädigen. CSU-Chef Horst Seehofer will sich einem Medienbericht zufolge offensiv von der Schwesterpartei abgrenzen, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Kurs nicht ändert.

CSU-Chef Horst Seehofer plant wohl eigenen Wahlkampf für 2017
Foto: dpa, csa tba

Merkel kann sich im kommenden Bundestagswahlkampf der Unterstützung der Schwesterpartei CSU nicht sicher sein. Sollten CDU und CSU ihre inhaltlichen Differenzen nicht überbrücken können, werde die CSU 2017 einen eigenen Wahlkampf bestreiten, sagte CSU-Chef Horst Seehofer nach einem Bericht des "Spiegel" auf einer Sitzung der Strategiekommission seiner Partei.

In einem solchen Falle würde er selbst auf Platz eins der Landesliste für den Bundestag kandidieren, sagte Seehofer dem Bericht zufolge. Den Wählern müsse dann klar gezeigt werden, dass sie nicht Merkel, sondern die CSU wählten. Die CSU werde sich dann im Wahlkampf als Garant dafür präsentieren, dass Merkel ihren Kurs nicht einfach fortsetzen könne.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt warf der CDU derweil vor, aus den Erfolgen der rechtspopulistischen AfD bei den Landtagswahlen nicht die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. "Die CDU versteht sich seit Jahren nicht mehr als Mitte-Rechts-Partei", sagte der CSU-Politiker im Interview mit dem "Spiegel". Das habe dazu geführt, dass sich eine Gruppe von Wählern in der politischen Debatte nicht mehr wiederfinde. "Die haben jetzt mit der AfD versuchsweise eine neue Stimme gefunden."

Der Bundesverkehrsminister fügte hinzu: "Wenn die Interpretation der Wahlen heißt, 80 Prozent der Wähler unterstützten den Kurs der Bundesregierung in der Flüchtlingspolitik, dann würde ich dringend zu einer zweiten Analyse raten", sagte der ehemalige CSU-Generalsekretär und fügte hinzu: "Ich hätte übrigens grundsätzlich Zweifel an der Richtigkeit meiner Politik, wenn sie von Linken und Grünen bejubelt wird."

Dobrindt sagte, die Flüchtlingskrise habe CDU und CSU tiefgreifend entfremdet. "CDU und CSU bilden eine Schicksalsgemeinschaft, aber die Ereignisse der vergangenen Monate werden auch im Binnenverhältnis zwischen beiden Parteien lange nachwirken." Dobrindt warnte die Schwesterpartei davor, sich auf ein Bündnis mit den Grünen einzurichten. Schwarz-Grün sei kein Zukunftsmodell für den Bund. "Ich rate dazu, deutlich auf die Abgrenzung gegenüber den grünen Themen zu gehen und nicht zu sehr Gemeinsamkeiten zu betonen", sagte Dobrindt. "Wenn Politik immer nur auf Konsens setzt, sucht der Wähler nach einer Alternative."

(crwo/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort