Istanbul Bosporus-Brücke wird in "Brücke der Märtyrer des 15.Juli" umbenannt

Istanbul · Seit Jahrzehnten verbindet die Bosporus-Brücke die europäische und die asiatische Seite Istanbuls. Jetzt bekommt sie einen neuen Namen - zum Gedenken an die Opfer des Putschversuches. Die türkische Regierung bastelt derweil an einer Verfassungsänderung.

 Nach dem Putschversuch soll die Bosporus Brücke umbenannt werden

Nach dem Putschversuch soll die Bosporus Brücke umbenannt werden

Foto: ap, LP

Die Brücke über die Meerenge zwischen Asien und Europa in der Millionenmetropole werde künftig den Namen "Brücke der Märtyrer des 15. Juli" tragen, kündigte Ministerpräsident Binali Yildirim nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu nach einer Kabinettssitzung an. Die Sitzung fand im Präsidentenpalast in Ankara unter Vorsitz von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan statt.

Putschisten aus den Reihen der Streitkräften hatten die Brücke in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli mit Panzern besetzt. Die Umstürzler eröffneten das Feuer auf Zivilisten, die aus Protest gegen den Putschversuch auf die Brücke vordrangen. Das Bauwerk heißt bislang nur Bosporus-Brücke und verbindet die europäische und asiatische Hälfte der Metropole seit 1973. Weiter nördlich gibt es noch eine zweite Brücke über den Bosporus, eine dritte soll bald öffnen.

Yildirim sagte weiter, in Istanbul und Ankara sollten den "Märtyrern" Denkmäler errichtet werden. Per Dekret würden außerdem die Gendarmerie - aus der mehrere Putschisten gekommen sein sollen - und die Küstenwache dem Innenministerium unterstellt werden. Sie gehören derzeit zu den Streitkräften. Unter dem seit Donnerstag herrschenden Ausnahmezustand kann Erdogan weitgehend per Dekret regieren. Der Putschversuch kostete mindestens 270 Menschen das Leben.

Yildirim kündigte zudem an, seine AKP werde gemeinsam mit anderen Parteien an begrenzten Verfassungsänderungen arbeiten, zu denen er sich nicht konkret äußerte. Ein Treffen auf Einladung Erdogans mit den Chefs der Oppositionsparteien CHP und MHP am Montag habe gezeigt, dass die notwendigen Gemeinsamkeiten dafür vorhanden seien. Auch die pro-kurdische HDP - die nicht zu dem Treffen eingeladen war - könne sich beteiligen. Ziel sei weiterhin, eine ganz neue Verfassung gemeinsam mit den anderen Parteien zu entwerfen.

Die türkische Verfassung stammt aus der Zeit nach dem Militärputsch1980. Es wird seit langem in der Türkei angestrebt, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Erdogans Plan, in diesem Zuge die Rechte des Präsidenten zu stärken, stößt aber auf Widerstand. Bisher hatte der Präsident eine vorwiegend repräsentative Funktion, doch wurde auf Initiative Erdogans bereits eingeführt, dass er direkt vom Volk gewählt wird, statt wie bislang vom Parlament.

(crwo/dpa)
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