US-Präsident Barack Obama hält seine letzte Rede zur Lage der Nation

Washington · Barack Obama hat seine letzte Rede zur Lage der Nation genutzt, um Pflöcke gegen die Hysterie einzuschlagen. In klaren Worten hat er seine Landsleute an die Stärken ihrer Republik erinnert.

Es ist eine eher untypische Verunsicherung, die das Land der Optimisten gerade prägt. Die Angst vor dem Terror geht auch in Amerika um, sie ist so groß, wie man es zuletzt in den Wochen nach den Anschlägen am 11. September 2001 erlebte. Von der Stimmung profitieren Populisten vom Schlage Donald Trumps. Auch, indem sie die Furcht vor dem Unbekannten, dem Fremden, dem demografischen Wandel auf unerträgliche Art schüren. Barack Obama hat seine letzte Rede zur Lage der Nation genutzt, um Pflöcke gegen die Hysterie einzuschlagen. In klaren Worten hat er seine Landsleute an die Stärken ihrer Republik erinnert - und versucht, ihnen jenen Optimismus, jene Gelassenheit einzuflößen, die zwischenzeitlich bei vielen abhandengekommen zu scheinen.

Wer Bürger zu Sündenböcken erkläre, nur weil sie anders aussehen, anders beten als die meisten, der lande in der Sackgasse, warnt er vor einer Ausgrenzung der Muslime: "Es widerspricht allem, worum uns die Welt beneidet". Vor lauter Frust in ein Denken zurückzufallen, das die klassische Einwanderernation USA gleichsam in Stämme aufteile, es wäre verheerend. In seiner letzten Rede zur Lage der Nation hat er es eindrücklich wiederholt, das Motiv, mit dem der Kandidat Obama einst auf der nationalen Bühne erschien. Dass es, bei allen Differenzen, nur ein Amerika gibt, die Vereinigten Staaten. Dass gerade in der Vielfalt ihr Erfolgsrezept liegt.

Es sind die richtigen Worte zur richtigen Zeit. Andererseits kann es einen Europäer nur verwundern, wie beiläufig der US-Präsident über all das sprach, was zwischen Athen, Berlin und Stockholm die Gemüter bewegt. Flüchtlinge? Der syrische Bürgerkrieg? Beides Themen, die er nur ganz am Rande streifte, in überaus vagen Sätzen. Seiner Verantwortung in der Flüchtlingskrise hat sich Washington bislang de facto entzogen. Es nimmt so wenige nahöstliche Asylbewerber auf, dass es fast schon grotesk wirkt angesichts dessen, was geboten wäre.

Statt angesichts der Realität neue Verpflichtungen einzugehen oder zumindest zu erklären, was ihn an Letzterem hindert, klammert Obama den Punkt völlig aus. Übergeht ihn mit Schweigen. Als ginge es ihn nichts an, als wären es die Probleme der Anderen. Manchmal kann sie schon sehr irritierend sein, die amerikanische Neigung zur Nabelschau.

(RP)
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