Besuch in London Obama ärgert die Brexit-Briten

London · Obama in London, das wird ein heikler Besuch. Wichtiges Thema ist der drohende Austritt aus der EU. Schon vor seiner Ankunft in London gibt es Stunk. Wenigstens bei der Queen wird nur geluncht.

Barack Obama befindet sich in Großbritannien auf schwierigem politischen Terrain.

Barack Obama befindet sich in Großbritannien auf schwierigem politischen Terrain.

Foto: ap, KW

In wenigen Wochen entscheiden die Briten darüber, ob sie in der Europäischen Union bleiben werden - dieser Hintergrund macht den am Freitag beginnenden Besuch von US-Präsident Barack Obama politisch heikel.

Die Befürworter eines Austritts verbitten sich jede Einmischung der USA. Obama hat allerdings klar zu erkennen gegeben, dass er in einem Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union ausschließlich Vorteile sieht.

Heikle Worte des US-Präsidenten

Großbritannien ist einer der engsten Verbündeten der USA. Obama kommt in seinem letzten Amtsjahr ganz ausdrücklich auch, um sich bei den Briten für ihre Bündnistreue zu bedanken.

Dennoch ist das Verhältnis zu Washington nicht unbelastet. In einem Artikel des "Atlantic" war Obama zitiert worden, Großbritannien verhalte sich außenpolitisch - wie andere Alliierte auch - wie ein Trittbrettfahrer.

"Die Briten fragen sich schon, ob sie jetzt für die USA einfach irgendein Land sind", sagte Nile Gardiner von der Heritage Foundation vor der Reise Obamas in Washington am Telefon. "Obama hat von Anfang an nur sehr wenig Begeisterung für die besondere Beziehung beider Länder gezeigt."

"Das Eintreten Obamas gegen einen Brexit ist ein großer strategischer Fehler", sagte der Großbritannien-Experte. "Ein Austritt hätte für die USA große Vorteile." Vom Besuch in London erwartet Gardiner schlechte Presse für Obama und Rückenwind für die EU-Gegner. "Das ist alles nicht hilfreich", sagte Gardiner.

Schon zuvor hatte sich unter den britischen Brexit-Befürwortern der Ärger aufgestaut. Londons populärer Bürgermeister Boris Johnson ließ dem freien Lauf. Er warnte Obama ausdrücklich, sich öffentlich für einen Verbleib Großbritanniens in der EU stark zu machen. Dies wäre "nackte Heuchelei", die Amerikaner "würden nicht im Traum daran denken, Souveränität abzugeben", meinte Johnson in einem BBC-Interview.

Zumindest zum Beginn des Treffens bleibt alles höflich. Am Mittag treffen Obama und First Lady Michelle zunächst Queen Elizabeth II zu einem privaten Lunch auf Schloss Windsor. Anschließend kommt der US-Präsident mit Premierminister David Cameron in dessen Sitz in der Downing Street zusammen. Danach geben die beiden eine gemeinsame Pressekonferenz.

Für den Abend haben Prinz William und seine Frau Kate die Obamas zu einem Dinner im Kensington Palast eingeladen. Auch Prinz Harry nimmt daran teil. Am Samstag steht ein so genanntes Town Hall Treffen auf dem Programm des Präsidenten, voraussichtlich mit jungen Briten.

Obama bleibt bis Sonntag in London und fliegt von dort nach Hannover weiter. Am Montag reist er zurück nach Washington.

Der US-Präsident kam von einem Gipfel aus Saudi-Arabien nach London. Dort hatte er angesichts wachsender Spannungen im Nahen Osten den Staatschefs der arabischen Golfländer die Verbundenheit der USA zugesichert. Saudi-Arabien ist wichtigster Verbündeter Washingtons in der arabischen Welt. Das Verhältnis beider Länder litt jedoch unter dem von den USA vorangetriebenen Atomvertrag mit dem Iran.

(pst/dpa)
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