Angriff auf Mossul USA übernehmen Verantwortung für Tod von 105 Zivilisten

Washington · Bei einem Luftangriff der Anti-IS-Koalition im März in Mossul sind unbeabsichtigt mehr als 100 Zivilisten ums Leben gekommen. Die USA haben eingeräumt, dass die US-Armee für die Operation verantwortlich war.

Männer bergen Leichen aus einem Trümmerberg nach einer Explosion in Mossul (Archivbild).

Männer bergen Leichen aus einem Trümmerberg nach einer Explosion in Mossul (Archivbild).

Foto: dpa, FD tba

Das damalige Bombardement habe zwei Heckenschützen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat gegolten, doch sei dabei unabsichtlich vom IS im selben Gebäude eingelagerter Sprengstoff zur Explosion gebracht worden, teilte das US-Verteidigungsministerium am Donnerstag nach einer Untersuchung mit.

Wie der für die Untersuchung zuständige US-Luftwaffengeneral Matt Isler erläuterte, hatte die Explosion der großen Mengen Sprengstoff das gesamte Gebäude einstürzen lassen. Dabei wurden nach seinen Angaben die zwei IS-Milizionäre, 101 Zivilisten in den unteren Stockwerken sowie vier weitere Zivilisten in einem Nachbargebäude getötet. 36 weitere Menschen würden bis heute vermisst.

Präzisionsgesteuerte Bombe eingesetzt

Weder die US-geführte Militärkoalition noch die irakischen Streitkräfte hätten gewusst, dass in dem Gebäude im Westteil der Stadt Sprengstoff gelagert war und dass sich dort Zivilisten aufhielten, hieß es in dem Untersuchungsbericht. Die US-Armee hatte schon zu einem früheren Zeitpunkt eingeräumt, dass sie "wahrscheinlich" für den Tod der Zivilisten bei dem Angriff mitverantwortlich sei.

Wie General Isler nun ausführte, waren irakische Soldaten am Morgen des 17. März von den zwei Heckenschützen beschossen worden. Daraufhin sei auf Anfrage der irakischen Armee eine präzisionsgesteuerte Bombe auf das Gebäude abgefeuert worden, von dem der Beschuss ausging. Die Bombe sei eigentlich eingesetzt worden, um den Schaden möglichst zu begrenzen.

UN in Sorge um Zivilisten

Amnesty International bezeichnet den Angriff vom 17. März als "einen der tödlichsten Luftschläge der US-geführten Koalition seit Jahren". Die Menschenrechtsorganisation warf der Militärallianz in einer Erklärung von Ende März vor, das Leben von Zivilisten nicht ausreichend zu schützen.

Die Großoffensive der irakischen Streitkräfte und der internationalen Koalition auf Mossul, die letzte IS-Hochburg im Irak, hatte am 17. Oktober begonnen. Mittlerweile sind nach irakischen Angaben fast 90 Prozent der Stadt zurückerobert, im Westen der Stadt wird aber weiterhin heftig gekämpft.

Die Vereinten Nationen sind extrem besorgt über die Lage der Zivilisten in West-Mossul, das teilweise noch von den Dschihadisten kontrolliert wird. Dort sitzen rund 200.000 Zivilisten fest, wie die UN-Hilfskoordinatorin für den Irak, Lise Grande, vor einigen Tagen mitteilte. Nach einer früheren UN-Schätzung sind seit Beginn der Militäroffensive 700.000 Menschen aus Mossul geflohen, darunter fast 500.000 aus dem Westteil.

(wer/AFP/dpa)
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