Amerikas Image in der Welt Barack Obama und der Abschiedsschmerz

Washington · Die Europäer sehen den amerikanischen Präsidenten wieder in günstigerem Licht, wohl auch, weil sie sich die Alternative ausmalen, einen Donald Trump im Oval Office.

Seine Amtszeit neigt sich gen Ende: US-Präsident Barack Obama.

Seine Amtszeit neigt sich gen Ende: US-Präsident Barack Obama.

Foto: dpa, pt mro hpl wst

So ganz ist er noch nicht verflogen, der Obama-Effekt. Auch wenn von der Euphorie des Jahres 2008 keine Rede mehr sein kann, haben die Meinungsforscher des Pew Research Center so etwas wie transatlantischen Abschiedsschmerz ausgemacht. Die Europäer sehen den amerikanischen Präsidenten in günstigerem Licht, als es noch vor zwölf Monaten der Fall war.

Ob es an der Aussicht liegt, dass er im Weißen Haus von Donald Trump abgelöst werden könnte, ob man ihm angesichts der möglichen Alternative schon jetzt nachzutrauern beginnt, lässt Washingtons renommiertestes Umfrage-Institut offen. Jedenfalls sind 86 Prozent der Deutschen, 84 Prozent der Franzosen und 79 Prozent der Briten der Ansicht, dass Barack Obama mit Blick auf das Weltgeschehen das Richtige tut.

In zehn europäischen und vier asiatischen Ländern, außerdem in Kanada, haben die Pew-Experten nachgefragt und das Ergebnis am Mittwoch in einer Studie veröffentlicht. Thema: Das Image Amerikas in der Welt. Wo immer in Europa man die Stimmung getestet habe, lautet ein Schlüsselsatz, sei das Vertrauen in den Außenpolitiker Obama größer als das in Angela Merkel, die wiederum deutlich besser bewertet werde als Wladimir Putin.

Beim russischen Präsidenten glaube nur jeder dritte Deutsche, jeder fünfte Franzose, jeder achte Schwede, dass er die richtigen Entscheidungen treffe. Die Ausnahmen: In Griechenland gilt Putin im Vergleich zu Obama und Merkel als glaubwürdiger, in der Wahrnehmung der Chinesen liegen Putin und Obama gleichauf, während nach Merkel in Peking oder Shanghai nicht gefragt wurde. Trump wiederum landet noch weit hinter Putin.

Wo das Image Amerikas in der Welt leidet, auch das haben die Meinungsforscher ohne Schnörkel beschrieben. Der Einsatz ferngesteuerter Drohnen, um Extremisten in Pakistan, Somalia oder dem Jemen ins Visier zu nehmen, ist nach wie vor höchst unpopulär.

Seit Edward Snowden enthüllte, zu welchen Exzessen die Datensammelwut der NSA führte, glauben deutlich weniger Europäer, dass die US-Regierung persönliche Freiheiten respektiert. In Frankreich sind es nur 44 Prozent, in Deutschland 53 Prozent, wobei Letzteres gegenüber dem Vorjahr einen leichten Aufwärtstrend bedeutet.

Dann wäre da noch die Frage nach dem Amerikaner als solchem, eine Frage, die nicht mal Amerikaner guten Gewissens zu beantworten wagten, wissen sie doch um den Facettenreichtum ihres Landes und seiner Bevölkerung. Um aber bei den Stereotypen zu bleiben: Fast überall sehen klare Mehrheiten im Amerikaner als solchen einen optimistischen und hart arbeitenden Menschen, nur in China und Japan wird das mit der harten Arbeit anders eingeschätzt.

Und fast überall hält man den Amerikaner mehrheitlich für arrogant und intolerant. Im Übrigen haben Amerikaner ein durchaus feines Gefühl für ihre Schwächen. Das mit der Arroganz, hat das Pew-Institut ermittelt, würde über die Hälfte von ihnen sofort unterschreiben.

(FH)
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