TV-Duell in Griechenland Tsipras schließt Koalition mit Konservativen aus

Kurz vor den Parlamentswahlen in Griechenland haben sich am Montagabend die beiden Hauptkontrahenten ein direktes Fernsehduell geliefert. Dabei hat der linke griechische Spitzenkandidat Alexis Tsipras eine große Koalition mit der konservativen Partei ausgeschlossen.

 Alexis Tsipras (rechts) und Evangelos Meimarakis machen gute Miene zum bösen Spiel.

Alexis Tsipras (rechts) und Evangelos Meimarakis machen gute Miene zum bösen Spiel.

Foto: dpa, lb cul

Ein solches Bündnis wäre unnatürlich, sagte er in der Fernsehdebatte. Er wolle eine "progressive" Koalition bilden, die nicht die Neue Demokratie von Oppositionsführer Evangelos Meimarakis einschließen werde. Die Diskussion des linken Ex-Regierungschefs Alexis Tsipras und des Konservativen-Vorsitzenden Evangelos Meimarakis wurde landesweit von fast allen Fernsehsendern übertragen.

Tsipras schloss gleich zu Beginn eine große Koalition seiner linken Syriza mit den Konservativen aus. Es könnte jedoch eine Koalition mit den kleineren Parteien geben. "Entweder wird es eine progressive oder eine konservative Regierung geben", sagte er. Eine große Koalition wäre eine "unnatürliche" Kooperation. Meimarakis dagegen wollte eine große Koalition nicht ausschließen, um das Land aus der schweren Krise zu führen. "Wir brauchen eine (politische) Nationalmannschaft", sagte er.

Tsipras gab Fehler während seiner siebenmonatigen Amtszeit in diesem Jahr zu. "Die Bürger wollen einen Regierungschef, der ihnen die Wahrheit sagt. Wir haben Fehler gemacht. Aber wir haben daraus gelernt", sagte er. Meimarakis erklärte seinerseits, auch seine Partei habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Wichtig sei jetzt, nicht über die Vergangenheit sondern über die Zukunft zu reden.

Beide Spitzenpolitiker versprachen ein "sanfteres" Sparprogramm, dessen Details noch ausgehandelt werden müssten. Sie wollten etwa nach Alternativen bei der Besteuerung der Landwirte suchen. "Europa will uns nicht töten. (Bundesfinanzminister Wolfgang) Schäuble und (Kanzlerin Angela) Merkel sind keine Wesen mit Krallen", sagte Meimarakis.

Zum Flüchtlingsdrama erklärte Tsipras, man könne Flüchtlinge nicht mit Gewalt und militärischen Mitteln stoppen. "Du kannst nicht unschuldige Menschen schlagen", sagte Tsipras zu den Vorwürfen, Griechenland kontrolliere seine Grenzen nicht.

Alle Umfragen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Renen zwischen der linken Syriza-Partei und der konservativen Nea Dimokratia (ND) am kommenden Sonntag hin.

Tsipras hat die vorzeitige Parlamentswahl nach der Einigung mit der Eurozone über ein drittes Rettungspaket angestrebt, das Griechenland harte Sparauflagen macht. Er trat danach nach siebenmonatiger Amtszeit als Regierungschef mit der Begründung zurück, sein Mandat aus dem Wahlsieg Anfang des Jahres sei aufgebraucht. Syriza hatte damals das Ende des Sparkurses versprochen. In den Wochen seitdem hat er in Umfragen einen deutlichen Vorsprung eingebüßt. Syriza liegt derzeit nur noch knapp in Führung.

(dpa)
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