Russland Kreml-Kritiker Nawalny erneut festgenommen

Moskau · Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist am Montag in Moskau von den Behörden festgenommen worden. Dies teilte seine Ehefrau über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

 Alexej Nawalny.

Alexej Nawalny.

Foto: dpa, VG abl gfh

"Sie haben Alexej im Hauseingang festgenommen", schrieb seine Frau Julia in Moskau am Montag bei Twitter. Eine Bestätigung der Behörden lag zunächst nicht vor. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch teilte mit, im Büro ihrer Stiftung zum Kampf gegen Korruption sei der Strom abgeschaltet worden.

Nawalny, der bereits Ende März für 15 Tage inhaftiert wurde, hatte für Montag zu landesweiten Protesten gegen die Korruption in Russland aufgerufen. Menschen im ganzen Land waren dem Aufruf gefolgt. Allein im sibirischen Nowosibirsk protestierten nach Angaben örtlicher Medien rund 3000 Menschen gegen Korruption, weitere Demonstrationen am Unabhängigkeitstag gab es in zahlreichen anderen Städten. Bereits vor Beginn einer nicht genehmigten Protestaktion in Moskau gab es mehrere Festnahmen.

Die russische Website OVD Info, die Festnahmen bei Protestveranstaltungen registriert, teilte mit, rund zehn Menschen seien vor Beginn der Demonstration in Moskau festgenommen worden.

Nawalny hatte am Sonntagabend angekündigt, den Ort der Protestveranstaltung zu ändern, weil die Stadtverwaltung von Moskau die Organisatoren daran gehindert habe, am eigentlich vorgesehenen Ort eine Bühne und anderes Material aufzubauen. Er kündigte daraufhin an, dass die Demonstration stattdessen auf der Twerskajastraße stattfinden werde, einer Hauptdurchgangsstraße zum Kreml.

Die Stadtverwaltung sprach von einer "Provokation". Die Polizei warnte, dass an dem Ort bereits eine andere Veranstaltung stattfinde, die durch den Protest beeinträchtigt werde. "Jegliche provokative Aktion der Demonstranten wird als eine Bedrohung für die öffentliche Ordnung angesehen und sofort beendet", hieß es von der Polizei. Die Stimmung vor Beginn des Protests war angespannt.

Nawalny will im kommenden Jahr als Präsidentschaftskandidat antreten. Mit einer Online-Kampagne ist es ihm gelungen, eine neue Generation auf die Straße zu treiben. Er rief zu Protesten gegen die Korruption auf, nachdem er einen Film veröffentlicht hatte, in dem Ministerpräsident Dmitri Medwedew vorgeworfen wird, ein riesiges Vermögen durch ein Netzwerk an Stiftungen zu kontrollieren.

Ende März hatte Nawalny bereits die größten Proteste seit Jahren organisiert. Hunderte Menschen wurden festgenommen, darunter auch Nawalny selbst. Nach 15 Tagen kam er wieder frei.

(AFP)
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