Republik Nordzypern Akinci gewinnt Präsidentschaftswahl der türkischen Zyprer

Nikosia · Nach seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl in Nordzypern hat Mustafa Akinci eine Initiative zur Wiedervereinigung mit dem Süden gestartet. Die Stichwahl entschied Akinci klar mit 60,5 Prozent der Stimmen.

Der neue Präsident der Türkischen Republik Nordzypern heißt Mustafa Akinci.

Der neue Präsident der Türkischen Republik Nordzypern heißt Mustafa Akinci.

Foto: ap

"Wenn die Zeit für den Wandel gekommen ist, kann niemand ihn aufhalten", rief Akinci nach Bekanntgabe seines Sieges in der Nacht zum Montag. Aus der Türkei, die Nordzypern bislang als einziges Land anerkennt, wurde Akinci umgehend zur Ordnung gerufen.

Die Nordzyprer hatten ihren konservativen Präsidenten Dervis Eroglu am Sonntag abgewählt. Die Stichwahl entschied Akinci klar mit 60,5 Prozent der Stimmen. Der 67-jährige Kandidat des Mitte-links-Lagers hatte im ersten Wahlgang noch hinter Eroglu gelegen.

Auf ihn wartet nun die große Herausforderung, den türkischen Norden nach über 40 Jahren durch einen Friedensschluss mit dem griechischen Süden aus der Isolation zu führen. Er muss die Verhandlungen mit der international anerkannten Republik Zypern führen.

Noch am Sonntagabend telefonierte Akinci mit seinem südlichen Kollegen Nicos Anastasiades. Dabei bekundeten beide Politiker ihren "Wunsch nach einer echten Wiedervereinigung", wie Anastasiades auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. Schon bald wollen sie sich treffen, im Mai könnten Friedensgespräche starten.

Akinci hatte schon als Bürgermeister des türkischen Nordteils der Hauptstadt Nikosia mit Vertretern der Griechisch-Zyprer zusammengearbeitet. Am Montag bekräftigte er sein Ziel, die Abhängigkeit von der Türkei zu lösen, und provozierte damit Ankara. Die Nordzyprer wollten "die Kontrolle über ihre eigenen Institutionen", sagte er. "Wir werden unsere eigenen Herren sein."

Die Türkei bestreitet einen Großteil des nordzyprischen Haushaltes, finanziert die Infrastruktur mit und hat auf der Inselhälfte noch zehntausende Soldaten stationiert. Entsprechend barsch reagierte am Montag der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan: "Dem Herrn Präsidenten ist nicht klar, was er sagt", sagte Erdogan bei einer Kuwait-Visite an die Adresse Akincis. "Wir haben einen hohen Tribut gezahlt, und genau deswegen sind wir das Mutterland."

Zypern ist seit einem von der damaligen Militärjunta in Athen gestützten griechisch-zyprischen Putsch und einer anschließenden türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Die Türkische Republik Nordzypern wurde 1983 ausgerufenen, aber bis heute außer von Ankara von keiner Hauptstadt anerkannt.

Einen UN-Plan zur Wiedervereinigung hatten die griechischen Zyprer im April 2004 mehrheitlich abgelehnt, im Gegensatz zu ihren türkischen Nachbarn. So überwachen auch elf Jahre später noch etwa tausend UN-Blauhelmsoldaten die Waffenstillstandslinie, die durch Europas letzte geteilte Hauptstadt Nikosia verläuft.

Die Republik Zypern trat 2004 der EU und dem Euro bei. Völkerrechtlich ist die ganze Mittelmeerinsel Mitglied der Europäischen Union. Das EU-Regelwerk findet im türkisch kontrollierten Norden jedoch keine Anwendung.

Die türkischen Zyprer befürworten bislang eine lose Konföderation zweier Staaten. Die griechischen Zyprer treten für einen bi-zonalen Bundesstaat mit einer starken Zentralregierung ein. Beim jahrelangen Streit über die Wiedervereinigung geht es auch um die Machtteilung zwischen den beiden Volksgruppen und die Rückkehr der aus dem Norden der Insel vertriebenen zyprischen Griechen in ihre Heimatorte.

(AFP)
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