Mindestens 90 Tote und 400 Verletzte Schwere Explosion in Kabuler Diplomatenviertel

Kabul · Das streng gesicherte Botschaftsviertel von Afghanistans Hauptstadt Kabul wurde von einer heftigen Explosion erschüttert. Nach Angaben des Medienzentrums der Regierung wurden 90 Menschen getötet und 400 verletzt.

Auch die deutsche Botschaft und das Nato-Hauptquartier liegen in der Nähe, sie wurden teils schwer beschädigt. Nach Angaben des Innenministeriums brachte ein Selbstmordattentäter einen mit Sprengstoff gefüllten Lastwagen im morgendlichen Berufsverkehr im Viertel Wasir Akbar Chan zur Explosion, in der Gegend liegen neben mehreren Botschaften auch der Präsidentenpalast und das Außenministerium.

Die Explosion war so gewaltig, dass am Anschlagsort ein fünf Meter tiefer Krater zurückblieb. Mehr als 50 Fahrzeuge wurden zerstört oder beschädigt. Im Umkreis von bis zu einem Kilometer zersprangen Fensterscheiben in Gebäuden.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Die radikalislamischen Taliban bestritten, dafür verantwortlich gewesen zu sein. Die Gruppe lehne "jede Explosion und jeden Angriff gegen Zivilisten" ab, sagte ein Sprecher. Die Taliban hatten im April den Beginn ihrer Frühjahrsoffensive angekündigt, bei der sie jedes Jahr besonders viele Anschläge verüben. Neben ihnen hatte auch die Terrormiliz Islamischer Staat in der Vergangenheit bereits ähnliche Anschläge in Kabul verübt.

Nach Angaben von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel wurden auch Bedienstete der deutschen Botschaft verletzt. Ein afghanischer Sicherheitsbediensteter, der zum Schutz des Botschaftsgeländes im Einsatz war, sei umgekommen.

Gabriel verurteilte den Anschlag "auf das Schärfste" und erklärte, solche Taten änderten nichts an der "Entschlossenheit, die afghanische Regierung bei der Stabilisierung des Landes weiter zu unterstützen". Er berief im Auswärtigen Amt einen Krisenstab ein.

Das Gebäude der deutschen Botschaft und die mehrerer anderer Vertretungen in dem Viertel wurden schwer beschädigt, wie auf Fotos der Nachrichtenagentur AP zu sehen war. Sie sind eigentlich durch hohe Schutzmauern vor Explosionen geschützt, Wasir Akbar Chan wird zudem rund um die Uhr von afghanischen Sicherheitskräften bewacht und gilt als sicherstes Viertel der Stadt.

Schäden gab es auch an der französischen, chinesischen und der japanische Botschaft, wie die Regierungen der drei Länder mitteilten. Zwei Japaner mussten wegen Verletzungen behandelt werden. Auch mehrere Pakistaner wurden leicht verletzt.

Die britische BBC teilte mit, dass einer ihrer afghanischen Fahrer unter den Toten sei und vier Journalisten Verletzungen erlitten hätten. Berichte über ausländische Todesopfer lagen zunächst nicht vor.

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani verurteilte den Anschlag scharf. Selbst im heiligen Fastenmonat Ramadan, "dem Monat der Güte, der Segnung und des Gebets" schreckten die Terroristen nicht davor zurück, Unschuldige zu töten, hieß es in einer von Ghanis Büro veröffentlichten Erklärung. Die Nato lobte in einer Stellungnahme den Mut von Polizei und Ersthelfern. Das Bündnis stehe nur umso entschlossener zu Afghanistan.

(isw/ap)
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