Friedenskonferenz in Kabul Afghanistans Präsident will Taliban politisch anerkennen

Kabul · Bei der zweiten Friedenskonferenz in Afghanistan macht Präsident Aschraf Ghani den Taliban ein umfassendes Friedensangebot. Das Problem: Die Taliban wollen gar nicht mit der Regierung verhandeln, sondern lieber mit einer anderen Partei.

 Afghanistans Präsident Aschraf Ghani (M) bei der Friedenskonferenz in Kabul.

Afghanistans Präsident Aschraf Ghani (M) bei der Friedenskonferenz in Kabul.

Foto: rtr, OS/EKA

Ghani bot den radikalislamischen Taliban eine Waffenruhe sowie weitreichende Zugeständnisse an. Falls die Taliban, die zu der Konferenz in der afghanischen Hauptstadt Kabul nicht eingeladen worden waren, sich auf einen Friedensprozess einließen, sollten sie auch als politische Gruppe anerkannt werden, sagte Ghani am Mittwoch. Außerdem könne auf Wunsch die Verfassung überarbeitet werden.

Ghani bot den Taliban zudem afghanische Pässe an, ein Büro in Kabul, die Entlassung von Gefangenen und die Streichung von Sanktionen. Der Präsident bestand aber darauf, dass Wahlen abgehalten werden. Er forderte die Taliban außerdem auf, die afghanische Regierung anzuerkennen.

Bisher lehnen die Taliban direkte Verhandlungen mit der afghanischen Regierung ab, die sie ein "Marionetten-Regime" nennen. Wie sie erst am Montag in einer Stellungnahme wiederholten, wollen sie mit den USA verhandeln, dem größten Truppensteller im Konflikt.

In seiner Auftaktrede sagte Ghani: "Anführer der Taliban und alle Mitglieder, die Entscheidung ist in euren Händen. Akzeptiert den Frieden. Kommt an den Verhandlungstisch und lasst uns dieses Land gemeinsam aufbauen." Er bot auch Pakistan, dem Afghanistan und die USA vorwerfen, die Taliban zu unterstützen, einen Neustart in den Beziehungen an.

Für die eintägige Konferenz im Rahmen des sogenannten "Kabul Prozesses" waren unter schweren Sicherheitsvorkehrungen in Kabul Vertreter aus 26 Ländern, darunter Deutschland, sowie von drei internationalen Organisationen zusammengekommen. Sie wollten darüber beraten, wie die afghanische Regierung mit den radikalislamischen Taliban Frieden schließen könnte.

Die Taliban kontrollieren oder beeinflussen nach offiziellen Angaben derzeit wieder mindestens 13 Prozent des Landes. Weitere 30 Prozent des Landes sind umkämpft.

(oko)
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