Aleppo/New York Assad sucht die Entscheidung in Aleppo

Aleppo/New York · Die Kämpfe in der syrischen Metropole eskalieren wieder. Das Regime wirft Bomben, die Diplomatie ist chancenlos.

Mit heftigen Luftangriffen auf die belagerte Metropole Aleppo bereitet das syrische Regime seine Bodenoffensive auf die Rebellenteile der Stadt vor. Nach Bombardements am Donnerstag zählte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gestern mehr als 70 Luftschläge auf den von Aufständischen beherrschten Ostteil der Stadt. Mindestens 81 Menschen seien bei den Angriffen getötet worden, hieß es.

Aleppo, das als wichtigstes Schlachtfeld in dem seit fünfeinhalb Jahren dauernden Bürgerkrieg gilt, ist dieser Tage so heftig umkämpft wie vielleicht nie zuvor. Das syrische Regime kontrolliert mit seinen Verbündeten - unter anderem Russland und dem Iran - den Westteil der Stadt und hält auch Gebiete außerhalb der Stadtgrenzen, so dass die Rebellen im Osten Aleppos belagert sind. Die eingeschlossenen Kämpfer gehören einem weiten Spektrum von extremistischen, islamistischen bis hin zu moderaten Gruppen an. Einige werden auch von den USA unterstützt, ebenso wie die kurdischen Kämpfer, die einige Viertel im Norden der Stadt kontrollieren.

Die Regierung von Präsident Baschar al Assad hat den Beginn einer Offensive angekündigt, um den Ostteil Aleppos zurückzuerobern. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Die Straßen der Stadt waren gestern weitgehend menschenleer - das syrische Militär, das von Russland unterstützt wird, hatte die Bewohner aufgefordert, sich von "bewaffneten Terrorbanden" fernzuhalten. Im Osten der Stadt versuchten sich die dort noch lebenden 250.000 Menschen irgendwie in Sicherheit zu bringen.

"Die Flugzeuge sind ständig am Himmel, Hubschrauber, Fassbomben, Kampfflugzeuge", berichtete der Radiologe Mohammed Abu Radschab der Nachrichtenagentur Reuters. Der Aktivist Baha al Halabi sagte: "Sie benutzen gewaltige Raketen. Der Boden unter unseren Füßen zittert und bebt." Aleppo stehe nach dem Einschlag von Brand- und Streubomben in Flammen, berichtete al Halabi weiter. Die Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden; Menschenrechtsorganisationen hatten in der Vergangenheit aber den Einsatz entsprechender Waffen kritisiert. Ein weiterer Bewohner erzählte, dass die Menschen nicht einmal mehr in Schutzräumen sicher seien. Neue Waffen würden auch diese zerstören. In den sozialen Netzwerken verbreiteten die Rebellen Durchhalteparolen wie "Beschießt uns, hungert uns aus - egal was ihr macht, wir bleiben hier".

Auch die diplomatischen Bemühungen kamen nicht voran: Ein kurzes Gespräch zwischen US-Außenminister John Kerry und seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in New York blieb ohne konkrete Ergebnisse oder Vorschläge. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier appellierte an Russland, seinen Einfluss auf Assad geltend zu machen. "Assads Luftwaffe muss ihre Angriffe stoppen", sagte Steinmeier in einer Rede vor der UN-Vollversammlung. "Gelingt uns das nicht, werden alle Bemühungen um eine politische Lösung im Bombenhagel untergehen."

Lawrow warf den USA vor, radikale Kräfte nicht von gemäßigten Rebellen trennen zu wollen. Er forderte erneut eine "unparteiische und unvoreingenommene" Untersuchung des Angriffs auf einen UN-Hilfskonvoi mit mindestens 21 Toten.

(RP)
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