Persönlich Alexej Nawalny . . . lehrt den Kreml das Fürchten

Es gibt nur wenige Oppositionspolitiker in Russland. Einer von ihnen ist Alexej Nawalny. Und unter ihnen ist der Kämpfer gegen Korruption einmalig. Von nichts lasse er sich beirren, sagt Michail Sygar, ehemaliger Chefredakteur des unabhängigen Moskauer TV-Senders Doschd, über den 41-Jährigen, der sich anschickt, Wladimir Putins Nachfolger zu werden. Alles, was er tue, sei Karriere und Politik untergeordnet.

Nawalny war Sprachrohr des monatelangen Protestes, als sich Russland im Herbst 2011 gegen massive Fälschungen zugunsten der Kremlpartei bei der Parlamentswahl wehrte. Mehrfach wurde der Jurist und Familienvater dafür wegen angeblichen Betrugs auf Bewährung verurteilt. Dutzende Male musste er nach Demonstrationen in Beugehaft.

Doch Nawalny machte weiter. Und plötzlich steht er Putin als ernster Herausforderer gegenüber. Die politische Führung ist verunsichert. Sie will Nawalny nicht zur Wahl zulassen, änderte eigens für ihn ein Gesetz, was Vorbestrafte von Kandidaturen ausschließt. Staatliche Medien vermeiden, seinen Namen zu erwähnen. Mit Nawalnys flächendeckender Mobilmachung hatte der Kreml nicht gerechnet. Der selbsternannte Präsidentschaftskandidat reist unermüdlich durchs Land und eröffnet neue Wahlkampfbüros. Mehr als 40 sind es mittlerweile. Die Vertreibung aus dem staatlichen Kosmos bewirkte, dass Nawalnys Stab Youtube-Videos und Live-Streams ausstrahlt, womit er sogar mehr Menschen anspricht als mit herkömmlichen Medien - fast ohne staatliche Kontrolle. Es sind vor allem die 15- bis 30-Jährigen, die Nawalny erreicht. Tausende junger Leute gingen bereits gegen Korruption auf die Straße. Doch bis jetzt bestimmt einzig der Kampf gegen Korruption Nawalnys Agenda. Ihm fehlt eine Strategie, das politische Programm ist noch dürftig. Bei der Präsidentschaftswahl im März 2018 dürfte er wohl nicht in den Kreml einziehen. Eines hat er aber erreicht: Das System Putins ist angeschlagen.

(RP)
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