Persönlich Alain Juppé will Frankreichs Präsident werden

Außenminister, Umweltminister, Haushaltsminister, Verteidigungsminister und Regierungschef - Alain Juppé kann beeindruckende Regierungsposten aufzählen. Dem 70-Jährigen fehlt nur noch das Amt des Staatspräsidenten, das soll 2017 dazukommen.

Dafür müssten ihn die konservativen Republikaner im November als Präsidentschaftskandidaten aufstellen. Bei den Vorwahlen dürfte der Bürgermeister von Bordeaux auf Parteichef Nicolas Sarkozy treffen. Doch der Ex-Präsident ist seit der Schlappe bei den Regionalwahlen im Dezember angeschlagen. Sarkozys Schwäche kommt für Juppé genau zur richtigen Zeit: Mit einem Buch und der Eröffnung seiner Wahlkampfzentrale startet der Ex-Minister diese Woche seine Kampagne.

Der unterkühlt wirkende Vater dreier Kinder, der in zweiter Ehe verheiratet ist, liegt in der Beliebtheitsskala der Politiker regelmäßig vorn. Seine Popularität hat der Absolvent mehrerer Eliteschulen erst spät gewonnen. Als er sich 1995 als Premierminister an eine Rentenreform wagte, legte eine landesweite Protestbewegung Frankreich vier Wochen lahm. Den Tiefpunkt seiner Karriere erlebte er 2004, als er als früherer Stellvertreter des Pariser Ex-Bürgermeisters Jacques Chirac wegen Scheinarbeitsplätzen im Rathaus zu 14 Monaten Haft auf Bewährung und Unwählbarkeit für ein Jahr verurteilt wurde.

Nach einer Auszeit in Kanada startete Juppé unter Sarkozys Präsidentschaft noch einmal durch. Seine Bewerbung will der Bauernsohn nicht als Kriegserklärung an Sarkozy verstehen. "Ich habe nur zwei Gegner: den Front National und die Regierung", sagt er im Radio. Den rechtsextremen FN, weil er eine "Katastrophe" für Frankreich sei, und die Sozialisten, weil sie im Kampf gegen die Rekord-Arbeitslosigkeit versagt hätten. Die Mammutaufgabe, mehr Franzosen in Jobs zu bringen, will Juppé 2017 selbst übernehmen.

Christine Longin

(RP)
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