London/Islamabad 15-jähriges Taliban-Opfer verlässt Klinik

London/Islamabad · Kopfschüsse militanter Islamisten kosteten die pakistanische Kinderrechts-Aktivistin Malala Yousufzai fast das Leben. In ihrer Heimat wurde sie zur Symbolfigur im Kampf gegen die Taliban.

Sie hat den Taliban getrotzt. Und nun auch dem Tod. Drei Monate nach dem feigen Mordanschlag auf sie verließ gestern die 15-jährige Kinderrechtsaktivistin Malala Yousufzai die Spezialklinik im britischen Birmingham.

In ihrer Heimat Pakistan gilt Malala als politische Ikone und als Symbolfigur für den Widerstand gegen die Taliban. Es grenzt fast an ein Wunder, dass sie den Anschlag überlebt hat. Taliban-Milizionäre hatten das Mädchen am 9. Oktober auf der Heimfahrt im Schulbus überfallen und ihr in Kopf und Schulter geschossen.

Die militanten Islamisten begründeten ihre Hasstat damit, dass Malala pro-westlich sei und gegen die Taliban aufbegehrt habe. Sie sei ein "Symbol der Ungläubigen und für Obszönität", erklärte Taliban-Sprecher Ehsanullah Ehsan. Auch zwei ihrer Mitschülerinnen wurden verletzt. Mehrere Tage kämpfte Malala um ihr Leben; als sich ihr Zustand stabilisierte, wurde sie am 15. Oktober in das Königin-Elizabeth-Hospital in Birmingham ausgeflogen.

Einige Medien nannten Malala Yousufzai "das tapferste Mädchen der Welt". Der Überfall auf die Kinderrechtsaktivistin hatte in Pakistan eine Welle der Empörung ausgelöst. Tausende waren auf die Straße gegangen, um für sie zu beten und gegen die Tat zu demonstrieren. Auch Armeechef Ashfaq Parvez Kayani und Präsident Asif Ali Zardari hatten sie am Krankenbett besucht.

Malala kommt aus der Stadt Mingora im pakistanischen Swat-Tal, das von den Taliban kontrolliert wurde. Sie war weit über Pakistan hinaus bekannt geworden, nachdem sie als Elfjährige 2009 unter Pseudonym für den britischen Nachrichtensender BBC einen Blog über das Leben unter dem Schreckensregime der Extremisten verfasst hatte. Die pakistanische Armee vertrieb die Taliban später aus dem Swat-Tal. Malala wurde Ende 2011 für ihren Mut mit dem ersten Jugendfriedenspreis des Landes geehrt. Sie engagierte sich weiter für die Rechte von Mädchen, vor allem ihr Recht auf Schulbesuch und Bildung. Sie träumte davon, Ärztin oder Politikerin zu werden. "Ich möchte Politikerin werden, um dieses Land zu retten. Es gibt so viele Krisen in diesem Land", soll sie gesagt haben.

Die 15-Jährige wird nun zunächst ambulant weiterbehandelt werden. Ende Januar oder Anfang Februar müsse sie sich allerdings noch plastisch-rekonstruktiven Operationen unterziehen, sagte der medizinische Direktor des Königin-Elizabeth-Hospitals, Dave Rosser. "Malala ist eine starke junge Frau." Zusammen mit ihrem Pflegeteam habe sie große Fortschritte bei der Genesung erzielt.

Malalas Familie darf in Großbritannien bleiben. Sie hat ein Landhaus gestellt bekommen, wo sie nun mit ihrer Tochter wohnen wird. Ob und wann Malala nach Pakistan zurückkehren kann, ist ungewiss. Die Taliban haben bereits mit weiteren Mordanschlägen gedroht. Ihr Vater Ziauddin Yousufzai hat eine Stelle als Bildungsattaché beim Konsulat Pakistans in Birmingham bekommen.

(RP)
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