Berlin Zentralrat der Juden: Echo für Rapper ist "Schande"

Berlin · Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat scharfe Kritik an der Auszeichnung der Rapper Kollegah und Farid Bang beim Musikpreis Echo geübt. "Die Entscheidung, den beiden Rappern Kollegah und Farid Bang den Deutschen Musikpreis Echo zu verleihen, ist eine Schande", erklärte Schuster am Freitag in Berlin. Kollegah und Farid Bang waren am Donnerstag in Berlin für ihr Album "Jung, brutal, gut aussehend 3" in der Kategorie "Album des Jahres" ausgezeichnet worden. Auf der Bonus-EP des Albums heißt es im Song "0815": "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen."

Der Bundesverband Musikindustrie und die Jury hätten bei ihrer Entscheidung das historische Erbe Deutschlands völlig ausgeblendet, kritisierte Schuster. "Dass die Verantwortlichen der Musikindustrie für solche Texte unter dem Deckmantel der Kunst- und Meinungsfreiheit einen Freifahrtschein erteilen, ist ein Skandal." Seine Amtsvorgängerin, Charlotte Knobloch, bezeichnete die Auszeichnung als "verheerendes Zeichen".

Bei der Gala hatte "Tote Hosen"-Sänger Campino das Duo kritisiert. Provokation sei ein wichtiges Stilmittel, sagte der 55-Jährige, als er die Auszeichnung für die Kategorie Rock national entgegennahm. Habe Provokation aber eine frauenfeindliche, homophobe, rechtsextreme oder antisemitische Form, sei eine Grenze überschritten.

Außenminister Heiko Maas (51) verurteilte den Preis für die Rapper scharf, bezeichnete sie als "widerwärtig". Auf Twitter schrieb der SPD-Politiker: "Antisemitische Provokationen haben keine Preise verdient, sie sind einfach widerwärtig. Dass am Holocaustgedenktag ein solcher Preis verliehen wird, ist beschämend. So wie Campino müssen wir uns schützend vor jüdisches Leben stellen - jeden Tag und überall."

(RP)
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