Xavier Naidoo beim ESC Dieser Weg wird kein leichter sein

Hamburg/Berlin · Dass Xavier Naidoo Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten wird, sorgt für heftige Kritik - auch aus der Politik.

Xavier Naidoo: Zitate und Sprüche
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Xavier Naidoos umstrittene Äußerungen

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Xavier Naidoo hat sich für seinen Auftritt beim Eurovision Song Contest in Stockholm viel vorgenommen. "Ich will in den drei Minuten auf der Bühne zeigen, dass wir auch in Deutschland Musik mit Leidenschaft machen", sagte der 44-Jährige. "Und ich will zeigen, wofür ich stehe - für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander."

Gerade das zweifeln aber viele an, und deshalb wird der NDR, der für die ARD den ESC betreut, für seine einsame Entscheidung, Naidoo vorab als deutschen Kandidaten zu bestimmen, scharf kritisiert. Denn der tiefgläubige 44-jährige Mannheimer mit indischen und afrikanischen Wurzeln sorgt mit politischen Aussagen immer wieder für Diskussionen.

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Das ist Xavier Naidoo

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Etwa, als er am Tag der Deutschen Einheit 2014 vor den rechtspopulistischen sogenannten Reichsbürgern sprach, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen und gerne die Grenzen von 1937 zurück hätten. 2011 hatte der Sänger in einem Interview erklärt: "Wir sind nicht frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land."

Der Lesben- und Schwulenverband hatte 2012 zudem Anzeige wegen eines Liedes von Naidoo und dem Rapper Kool Savas erstattet, weil das Stück aus Sicht des Verbands schwulenfeindlich war. Kritiker warfen dem Musiker und Anhänger von Verschwörungstheorien Rechtspopulismus, Homophobie und Antisemitismus vor.

Musikalische Erfolge sind unbestritten

Seine musikalischen Erfolge sind indes unbestritten: Der Sänger hat Millionen Platten verkauft, Preise eingeheimst, mit seinem Lied "Dieser Weg wird kein leichter sein" lieferte er den Soundtrack zum Sommermärchen. Seine Fans lieben ihn und seine Stimme, alle anderen arbeiten sich an ihm ab - unter anderem auch wegen Liedzeilen wie "Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer, wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?".

"Dass Xavier Naidoo polarisiert, wussten wir", sagt Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber. "Sicher hat er - wie wir alle - nicht in jedem Moment alles richtig gemacht."

Das Publikum wird bei der Show "Unser Song für Xavier" am 18. Februar nur über den musikalischen Beitrag abstimmen. Das ist nicht neu, so wurde für Lena Meyer-Landrut bei ihrer zweiten Teilnahme 2011 auch nur ein Lied gesucht. "Für uns war es wichtig, mit jemandem anzutreten, der über eine hervorragende Bühnenpräsenz verfügt, der ein sehr guter Sänger ist und mit uns auf die Suche nach einem Lied geht", sagt Schreiber. Man habe jemanden gesucht, der den Mut habe, in Stockholm anzutreten - nach einem letzten Platz und null Punkten in Wien im vergangenen Jahr.

Die ESC-Fans hoffen natürlich auf bessere Zeiten, verstehen die Nominierung aber nicht. "Dass er ein super Sänger ist, steht außer Zweifel. Aber wegen seiner Reichsbürger-Propaganda, seinem Schwulenhass und Sonstigem, was er von sich gibt, ist er als Vertreter Deutschlands ein Griff ins Klo", schreibt ein Nutzer auf der ESC-Facebook-Seite.

Für andere ist es ein "Aprilscherz im November", der viele Fans vor den Kopf stoße. "Warum ausgerechnet Xavier #Naidoo Deutschland vertritt? Ein Teil dieser Antwort würde uns ganz sicher verunsichern!", twitterte das Team der Satire-Sendung "extra3" in Anspielung auf ein Zitat von Bundesinnenminister Thomas de Maizière.

Und der Spott bei "extra3" geht noch weiter - diesmal mit Anspielung auf Naidoos Äußerungen dazu, ob Deutschland ein souveräner Staat sei.

Auch in der Berliner Politik stößt die Personalie auf Kritik: "Dass Xavier Naidoo Deutschland vertreten soll, ist ein Schlag ins Gesicht für den bunten, offenen und toleranten Eurovision Song Contest", erklärt Ulle Schauws, kulturpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion.

"Ich wundere mich über die Entscheidung der ARD und finde sie falsch", sagt die für Kulturpolitik zuständige, stellvertretende SPD-Fraktionschefin Eva Högl. Naidoos homophobe Äußerungen und seine Nähe zu den "Reichsbürgern" seien abstoßend. "Hätte man die Deutschen gefragt, wäre die Entscheidung wohl nicht auf ihn gefallen."

(jd)
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