Gesellschaft für deutsche Sprache "Wutbürger" ist Wort des Jahres 2010

Wiesbaden (RPO). "Das Wort des Jahres 2010 lautet "Wutbürger". "Es ist das perfekte Wort", sagte die Geschäftsführerin der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), Andrea-Eva Ewels, am Freitag in Wiesbaden bei der Bekanntgabe.

Die Entscheidung der Jury treffe den Nerv der Zeit: "Wutbürger" verbinde die Ereignisse dieses Jahres, wie zum Beispiel den Protest gegen Stuttgart 21 oder den Castortransport. Zudem stelle es eine Überraschung dar.

"Damit hat sicherlich niemand gerechnet", sagte die Geschäftsführerin. Die meisten Menschen hätten auf "Stuttgart 21" getippt, das auf dem zweiten Platz der Liste landete. Die geplante Umwandlung des Stuttgarter Kopfbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof ist laut GfdS Gegenstand von Protesten, die weit über die Region hinausgehen.

Ewels räumte ein, dass "Wutbürger" in der Gesellschaft kein sehr geläufiges Wort sei. "Es ist eine Neuschöpfung", sagte sie. Dieses Wort wurde den Angaben zufolge von zahlreichen Zeitungen und Fernsehsendern verwendet, um einer Empörung in der Bevölkerung darüber Ausdruck zu geben, dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden.

Schwere Wahl aus 2.000 Wörtern

Die Wahl sei der Jury in diesem Jahr nicht leicht gefallen, berichtete die Geschäftsführerin. Zur Auswahl standen rund 2.000 Wörter und Wendungen. Doch je länger sie darüber nachgedacht hätten, desto klarer sei ihnen geworden, dass "Wutbürger" das ideale Wort sei.

Es treffe die derzeitige Grundstimmung in der Bevölkerung, die von Wut und Protest geprägt sei. Das Verb "schottern" aus der Protestbewegung gegen den Castortransport belegte Platz sechs. Außerdem vertreten in der Top Ten sind unter anderem "Sarrazin-Gen", "Cyberkrieg", "Wikileaks", "Aschewolke" und "Vuvuzela".

Das Wort des Jahres 2009 war "Abwrackprämie". Die seit 1972 (richtig) gekürten Wörter des Jahres sind Begriffe, die die öffentliche Diskussion in einem Jahr besonders prägten, für wichtige Themen stehen oder aus anderen Gründen als charakteristisch für das jeweilige Jahr gelten

(apd/fb)
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