Rätsel des Alltags Wer war der "große Schweiger"?

Düsseldorf (rpo). Immer wieder wird jemand "der große Schweiger" genannt. Gibt oder gab es eine Persönlichkeit, der diese Charakterisierung ursprünglich zugeordnet wurde, die sozusagen der "Vater" dieses Begriffes ist?

Der Chef des preußischen General stabes während des deutsch- französischen Krieges 1870/71, Helmuth Graf von Moltke, hat anscheinend nicht viel geredet, denn er war es, den man den "großen Schweiger" nannte. Seine persönliche Bescheidenheit und seine Wortkargheit trugen ihm dieses Etikett ein. "Wenn er dann mal etwas von sich gegeben hat, dann meistens etwas in der Art wie `Getrennt marschieren, vereint schlagen`", erläutert Jörg Kirchhoff, Pressesprecher der Universität der Künste in Berlin.

Reichspräsident Paul von Hindenburg wird folgende Episode zugeschrieben, die Moltkes Sparsamkeit an Worten zuspitzt: Als junger Hauptmann hatte Hindenburg mit einem Kameraden gewettet, Moltke werde in der "Großen Bude", im Generalstab, das Hoch an Kaisers Geburtstag in weniger als elf Worten ausbringen. Der Reichskanzler habe die Wette gewonnen, denn Moltke erhob sein Glas nur mit den Worten: "Meine Herren, der Kaiser hurra, hurra, hurra!"

Im "Tatort" zu Ehren gekommen

Georg Simmel, der spätere Professor für Philosophie in Straßburg, schreibt im "Berliner Tagblatt" vom 26. Oktober 1890 über Moltke: "Denn das ist das Meistergeheimnis seines Stils, dass das Gesagte sich aufs Genaueste mit dem zu Sagenden deckt."

Übrigens: Es gibt sogar einen Fernsehkrimi, der mit dem Schweigen des Preußen spielt: Der 214. "Tatort". Der trägt sogar den Titel "Moltke". Schimanski und Thanner werden darin mit einem Fall konfrontiert, in dem aus dem Hauptverdächtigen während der Ermittlungen kein Wort herauszubringen ist. Die Presse, so sah es das Drehbuch vor, verpasste ihm daraufhin den Spitznamen "Moltke", den er auch während seiner Haftstrafe behielt, da er weiterhin beharrlich schwieg.

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