US-Raumfrachter "Cygnus" explodiert Russland übernimmt Versorgung der ISS

Wallops · Eine Rakete mit dem unbemannten Versorgungsfrachter "Cygnus" ist beim Start zur Internationalen Raumstation ISS explodiert. An Bord waren unter anderem Lebensmittel für die Astronauten um den Deutschen Alexander Gerst.

Explosion beim Start von Raumfrachter "Cygnus"
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Foto: dpa, msc ase

Die Antares-Rakete hob zwar am Dienstagabend pünktlich um 18.22 Ortszeit (23.22 Uhr deutscher Zeit) vom Weltraumbahnhof Wallops (US-Staat Virginia) ab, doch nur Sekunden später explodierte sie. Große Teile der Rakete und des Raumfrachters stürzten als Feuerball ins Meer. Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa gab es weder Tote noch Verletzte. Der Raumfrachter wurde von einem privaten Unternehmen entwickelt.

Russsicher Transporter bringt jetzt Nachschub zur ISS

Nur wenige Stunden nach dem Unglück hob planmäßig ein russischer Transporter mit Nachschub für die ISS ins All ab. Die Sojus-Trägerrakete mit mehr als 2,5 Tonnen Nahrungsmitteln, Treibstoff und privater Post hob wie geplant gegen 8.10 Uhr (MEZ) vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ab. Derzeit arbeiten drei Russen, zwei US-Amerikaner und der Deutsche Alexander Gerst auf dem Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe.

Alexander Gerst spaziert durchs Weltall
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Foto: dpa, cdt jhe hpl

An Bord der ISS befindet sich derzeit unter anderem der deutsche Astronaut Alexander Gerst. Nach Angaben der Nasa waren zwar keine unbedingt notwendigen Versorgungsgüter für die ISS-Besatzung an Bord der "Cygnus". "Die Mannschaft ist in keiner Gefahr", sagte der Nasa-Topmanager William Gerstenmaier bei einer Pressekonferenz gut drei Stunden nach dem Unglück. Dennoch wurden Fragen nach der Versorgung laut, da der nächste Versorgungsflug unter Beteiligung der Nasa erst im Dezember ansteht.

Nach erster Explosion wurde "Cygnus" komplett gesprengt

Die Ursachen der Explosion sind nach Angaben der Nasa noch völlig unklar. Ganz offensichtlich seien die Treibstofftanks der Rakete explodiert. Der von der privaten Firma Orbital Sciences entwickelte Frachter "Cygnus" hätte rund 2300 Kilogramm Lebensmittel, Vorräte und wissenschaftliches Material zur ISS bringen sollen. Seit 2013 gab es drei erfolgreiche Flüge.

Nach Worten des Nasa-Experten und ehemaligen Astronauten Frank Culbertson ist nach einer ersten Explosion der Befehl zur völligen Zerstörung des Fluggeräts gegeben worden. Mit einer solchen Maßnahme soll etwa verhindert werden, dass Raketenteile auf bewohntes Gebiet einschlagen.

"Wir sind sehr enttäuscht", sagte Gerstenmaier. Das Unglück beweise erneut, "dass Raumfahrt ein harter Job ist", der nicht ohne Gefahren sei. Man sei aber optimistisch, die Ursachen des Unglücks herauszufinden und wieder zu fliegen. Erst am Montagabend (Ortszeit) musste ein Countdown nur zehn Minuten vor dem Start abgebrochen werden - nach Angaben der Nasa war ein Boot der Abschussrampe am Atlantikufer zu nahe gekommen. "Cygnus" ist ein unbemanntes Fluggerät, das nach einem Flug nicht wiederverwendet wird. Der Raumfrachter, der auf dem Rückweg von der ISS Müll befördert, verglüht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.

Zunächst teilte die Nasa über Twitter mit, das Unglück habe sich sechs Sekunden nach dem Start ereignet. Später war von bis zu 20 Sekunden die Rede. Ein Nasa-Kontroller rief unmittelbar nach dem Unglück dazu auf, das Gelände zu sichern. Experten warnten die Bevölkerung zur Vorsicht, falls sie Trümmer des Fluggeräts finden sollten - diese könnten gefährlich sein.

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Die Nasa hatte 2011 ihr Shuttle-Programm nach rund 30 Jahren beendet. Seitdem sind US-Astronauten auf "Mitfahrgelegenheiten" russischer Raumkapseln angewiesen. Zur Versorgung der Astronauten und zur Lieferung wissenschaftlicher Ausrüstung setzten die USA seitdem auf Private. Im Rahmen des knapp zwei Milliarden Dollar schweren Vertrags sollte es bis 2016 mindestens sieben weitere "Cygnus"-Missionen geben.

(dpa)
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