Neues aus dem Weltraum Die Geburt von Monstergalaxien

Düsseldorf · Astronomen der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Chile haben eine Ansammlung bisher verborgener, massereicher Galaxien ausfindig gemacht, die schon existierte, als das Universum noch in den Kinderschuhen steckte. Dadurch konnten sie diesen Monstergalaxien einige Geheimnisse entreißen.

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Schwarze Löcher, ferne Galaxien, explodierende Sonnen

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Eine Möglichkeit für Astronomen, ihre Theorien über Galaxienentstehung und -entwicklung zu überprüfen, bietet sich, indem sie einfach die Anzahl an Galaxien in einem Teilbereich des Himmels zählen.

Probleme bereitet dabei insbesondere die Tatsache, dass die hellsten und am einfachsten zu beobachtenden Galaxien — die massereichsten Galaxien im Universum — umso seltener vorkommen, je tiefer Astronomen in die Vergangenheit des Universums spähen, während die häufiger vorkommenden, weniger hellen Galaxien, erst recht schwierig zu finden sind.

Ein Astronomenteam der Universität Groningen hat nun viele weit entfernte Galaxien zutage gefördert, die bei früheren Untersuchungen unentdeckt blieben.

Fantastische Hubble-Aufnahmen seit über 20 Jahren
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Foto: dpa, Hubble, European Space Agency

"Wir machten 574 neue massereiche Galaxien sichtbar — das entspricht der größten Sammlung solch verborgener Galaxien im frühen Universum, die je zusammengetragen wurde", erklärt Karina Caputi, die Leiterin des Projektes. "Sie zu untersuchen ermöglicht uns eine einfache aber wichtige Frage zu beantworten: Wann kamen die ersten massereichen Galaxien vor?"

Indem die Astronomen den Kosmos im infraroten Wellenlängenbereich abbildeten, kamen Objekte zum Vorschein, die sowohl von Staub verdeckt als auch sehr weit entfernt sind und in den frühesten Anfängen des Universums entstanden sind.

Das Team beobachtete innerhalb kürzester Zeit einen explosionsartigen Anstieg in der Zahl solcher Galaxien. Ein großer Teil der massereichen Galaxien, die wir heutzutage im näheren Universum beobachten können, entstand bereits gerade einmal drei Milliarden Jahre nach dem Urknall.

Baby-Supernova entdeckt
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Außerdem fanden die Astronomen heraus, dass massereiche Galaxien in einer deutlich größeren Zahl vorhanden waren, als bisher gedacht. Galaxien, die vorher unsichtbar waren, machen die Hälfte aller massereichen Galaxien aus, die schon existierten, als das Universum zwischen 1,1 und 1,5 Milliarden Jahre alt war .

Diese neuen Erkenntnisse widersprechen allerdings derzeitigen Modellen, wie sich Galaxien im frühen Universum entwickelt haben, da es nach diesen Theorien zu dieser frühen Zeit noch keine Monstergalaxien hätte geben dürfen.

Wenn massereiche Galaxien im frühen Universum unerwartet staubhaltiger sind als erwartet, wäre selbst das verwendete Spezialteleskop UltraVISTA nicht in der Lage, sie zu entdecken, was die Sache noch komplizierter macht.

Sollte das tatsächlich der Fall sein, bedürfte das heutige Bild von Galaxienentstehung im frühen Universum ebenfalls einer kompletten Überholung.

(csr)
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